Briefwechsel mit Johannes Kaufmann

Der Briefwechsel ist so, wie er bei Emails ist: die älteste zuunterst, die letzte oben: 

Thu, 23 Nov 2017 16:10:21   Von:Kaufmann, Johannes <Johannes.Kaufmann@bzv.de>

Sehr geehrter Herr Käß,

nach langer Zeit komme ich nun endlich zu einer Antwort. Leider war ich in der vergangenen Woche krank und konnte daher nicht auf Ihre Mails zu der Veranstaltung in der Brunsviga reagieren, zu der ich gern gekommen wäre. Obwohl ich davon ausgehe, dass mir der Abend ordentlich den Blutdruck in die Höhe getrieben hätte…

Sie sprechen viele Punkte an, und ich weiß gar nicht, wie ich darauf in vernünftiger und systematischer Weise antworten soll. Vermutlich wird’s ein bisschen unstrukturiert.

Ich fange mal hinten an: Ja, die Lage in Gaza ist schlecht. Dass der Küstenstreifen in drei Jahren unbewohnbar sein wird, halte ich zwar für arg übertrieben, aber die Probleme will ich keinesfalls abstreiten. Das betrifft vor allem die Versalzung und Kontaminierung des Küsten-Aquifers durch unbehandelte Abwässer, Übernutzung und das Einfließen von Meerwasser. Allerdings sehe ich die Verantwortung für einen Großteil der Probleme – vermutlich im Gegensatz zu Ihnen – nicht bei Israel, das im Übrigen gar nicht die Möglichkeit hat, den Gazastreifen komplett zu blockieren, da es auch eine Grenze nach Ägypten gibt, sondern vor allem bei der Hamas. Deren Kampf, der nach der noch immer gültigen Charta der Terrororganisation auf die vollständige Vernichtung Israels abzielt, ist der Grund für die abgeriegelte Grenze. Trotzdem liefert Israel Strom, Treibstoff und täglich dutzende LKW-Ladungen mit Lebensmitteln und Medikamenten nach Gaza – in ein „feindliches Gebiet“, dessen Führung Israel den Krieg erklärt hat. Baumaterial, das für die Instanthaltung von Infrastruktur gedacht ist, missbraucht die Hamas für den Bau von Bunkern und Angriffstunneln gegen Israel. Krankenhäuser dienen als Kommandozentralen, Moscheen und Schulen als Raketenbasen etc. pp.

In Ihrem Bericht zum Vortrag von Herrn Zumach begegnet mir wieder einmal ein willkürlicher und damit propagandistisch nutzbarer Umgang mit der Geographie. Da ist vom Britischen Mandatsgebiet die Rede, in dem 97 Prozent der Bewohner keine Juden gewesen sein sollen, denen aber 54 Prozent der Fläche zugesprochen werden sollte. Das ist schlicht falsch, denn das Mandatsgebiet von 1918 ist nicht identisch mit dem von 1947. Wie ich bereits in einer früheren Mail geschrieben habe, wurde auf rund 80 Prozent des ursprünglichen Mandatsgebiets der arabische Staat Transjordanien gegründet. Und ja, es gibt in Jordanien auch Kurden – laut Wikipedia sind das heute allerdings weniger als 5000. Das rechtfertigt in meinen Augen, dass ich geschrieben habe, das Land sei an die Araber gegangen. Bei der Teilung 1947 ging es um die restlichen knapp 20 Prozent des ursprünglichen Mandats, und da sind die behaupteten 97 Prozent grob falsch. Wiederum laut Wikipedia wohnten 1931 im Restmandatsgebiet 760.000 Muslime, 175.000 Juden und 89.000 Christen. 1947 waren es dann bereits 630.000 Juden und knapp 1,2 Millionen Muslime. Allerdings müssen solche Zahlen mit einer gewissen Vorsicht genossen werden.

Übrigens hat sich auch die Zahl der Araber in Palästina in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verdoppelt. Und das nicht etwa nur durch eine hohe Geburtenrate, sondern durch Einwanderung. Jassir Arafat etwa wurde in Kairo geboren. In absoluten Zahlen ist die muslimische Bevölkerung in dieser Zeit vergleichbar stark gewachsen wie die jüdische, sprich: Juden und Araber sind in großer Zahl nach Palästina eingewandert. Zu den 54 Prozent der Fläche des Restmandats, das 1947 den Juden zugeschrieben wurde (bei 33 Ja- zu 13-Nein-Stimmen von einer „knappen Mehrheit“ zu sprechen, halte ich für etwas gewagt), gehörte übrigens auch der Negev, der knapp zwei Drittel des Territoriums des zu gründenden Staats Israel ausmachte und in dem außer den Beduinen fast keine Araber lebten. Von David Ben Gurion stammt daher der berühmte Ausspruch, dass die Zukunft Israels in der Wüste liege.

Nun noch zu den Details:

Zuerst eine ethnische Frage. Jude ist für mich ein religiöser Begriff und Araber ein ethnischer. Und beide Volksgruppen werden meines Wissens als „Semiten“ bezeichnet (daher „Antisemit“).

[Kaufmann, Johannes] Araber ist ein ethnischer Begriff. Semitisch bezieht sich ursprünglich auf die Sprachfamilie der semitischen Sprachen, zu denen das Arabische und das Hebräische gehören. Die rassistische Verwendung des Semitischen im Sinne des Antisemitismus war aber immer nur auf die Juden bezogen. Insofern ist die häufig geäußerte Behauptung, Araber könnten als Semiten ja keine Antisemiten sein, durchschaubarer Blödsinn und – mit Verlaub – schlicht albern. Jude wiederum ist keinesfalls nur eine religiöse Bezeichnung. Die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk wird vererbt, in der Bibel geht Gott seinen Bund mit einem Volk ein, nicht mit einer Glaubensgemeinschaft. Die tatsächliche genetische Verwandtschaft der Juden ist umstritten (wobei es durchaus eine auffällige genetische Ähnlichkeit z.B. bei askenasischen Juden gibt), relativ unumstritten ist allerdings die Selbstdefinition des Judentums in dieser Sache. Es ist Volk, Religion und Kultur in einem.

Ein Problem mit Israel ist, dass es ein „jüdischer Staat“ sein soll, somit ein Staat wie Iran, der ein moslemischer Staat sein will. In der Mehrheit der Länder begreifen sich die Länder nicht als Vertreter einer Religion oder Ethnie.

[Kaufmann, Johannes] Es gibt jede Menge eindeutig muslimische und auch christliche Staaten auf diesem Planeten. Bei islamisch geprägten Ländern ist es sogar die überwältigende Mehrheit. Warum das ausgerechnet beim einzigen jüdischen Staat plötzlich ein Problem sein soll, ist mir nicht klar. Der Vergleich mit dem Iran ist trotzdem vollkommen unpassend, denn der Iran ist eine Theokratie, während Israel säkular ist. Der jüdische Charakter Israels bezieht sich vor allem darauf, dass Juden erstmals eine Bevölkerungsmehrheit in einem Staat darstellen und deswegen dort nicht wie in allen anderen Ländern der Erde die „anderen“ sind, die auf den Schutz einer freundlichen Mehrheit vertrauen müssen. Im Übrigen bestimmt in Israel allein die Staatsangehörigkeit über die Bürgerrechte. Ob, Jude, Araber, Kurde, Druse etc. spielt vor dem israelischen Gesetz keine Rolle. Von einer vergleichbaren Gleichberechtigung der Minderheiten sind islamische Staaten meilenweit entfernt. Im Libanon erhalten nicht einmal die arabischen Palästinenser volle Bürgerrechte.

Diese beantragte bei der UN ein eigenes Staatsgebiet, was sie, sehr knapp nur, und sicher unter dem Eindruck des Holocaust auch zugesprochen bekamen.

[Kaufmann, Johannes] Juden sind Teil der indigenen Bevölkerung Palästinas – und das schon viele Jahrhunderte vor den Arabern, die erst im Zuge der islamischen Expansion in die Levante kamen. Einen Staat Israel gab es bereits in der Antike, und die Idee seiner Neugründung ist viel älter als die Schoah. Spätestens seit der Balfour-Deklaration von 1917 wurde diese Idee konkreter. Aber der Wunsch nach der „Rückkehr nach Jerusalem“ ist Jahrtausende alt. „Nächstes Jahr in Jerusalem“ lautet ein traditioneller Satz am Sederabend des Pessach-Festes. Zur knappen Entscheidung siehe oben.

Die arabischen Staatenk aber auch die einheimische Bevölkerung revoltierte, auch, weil viele Dörfer schon vor dem Krieg zwischen Juden und Arabern durch Vertreibung entvölkert wurden.

[Kaufmann, Johannes] Das spielt vermutlich auf das sogenannte Massaker von Deir Yasin an. Eine systematische Vertreibung lässt sich historisch aber nicht belegen. Eher im Gegenteil. Umgekehrt war die vollständige Vertreibung oder sogar Ermordung der jüdischen Bevölkerung das offen verkündete Ziel der arabischen Armeen und Milizen. Und schon die schiere Tatsache, wie viele Juden in Ägypten, Jordanien, Syrien, dem Libanon oder den palästinensischen Autonomiegebieten leben und wie viele Araber in Israel, spricht Bände in dieser Hinsicht.

Danach kam es zu einem Krieg zwischen dem „neugeborenen“ Israel und den Nachbarstaaten, an dem Uri Avnery teilnahm und erheblich verwundet wurde.

[Kaufmann, Johannes] Es kam nicht einfach zum Krieg. Alle Nachbarstaaten sind in Israel einmarschiert. Es „kam“ auch nicht zum Zweiten Weltkrieg, sondern Deutschland hat Polen überfallen. Und wo wir gerade bei historischen Vergleichen sind: Auch die arabischen Staaten haben erklärtermaßen einen Vernichtungskrieg gegen Israel geführt. Wenn es selbstverständlich sein soll, dass Israel die in einem Verteidigungskrieg eroberten Gebiete bedingungslos zurückgeben soll, warum engagieren Sie sich eigentlich nicht für die „Rückgabe“ ehemals deutscher Territorien in Osteuropa?

Jedenfalls habe ich diese Argumente noch nicht gehört. Dies  liegt aber auch wesentlich daran, wie ich glaube, wegen der Weigerung vieler „Freunde der Israelischen Regierung“, mit Kritikern, wie der Kopi, überhaupt zu sprechen.

[Kaufmann, Johannes] Bei allem Respekt, Herr Dr. Käss, aber nun auch die Schuld für Ihre eigene Ignoranz der Gegenseite zuschieben zu wollen, halte ich für ziemlich daneben. Ich habe im Laufe der Arbeit an meiner Dissertation wohl etwa 300 Bücher und Aufsätze zum Nahostkonflikt gelesen, und die historischen Fakten, auf denen diese Interpretation basiert, finden sich in jeder auch nur halbwegs ausgeglichenen Darstellung. Vielleicht liegt es eher daran, dass die Kreise, in denen Sie sich bewegen, in dieser Hinsicht schlichtweg extrem einseitig sind. Vor allem aber scheinen sie nahezu ausschließlich Stimmen aus Israel wahrzunehmen, die tatsächlich eine extreme Randerscheinung darstellen. Leute wie Uri Avnery oder Avi Schlaim sind für die israelische Gesellschaft so repräsentativ wie die MLPD für die deutsche.

Aber es gibt auch für die Zukunft eine andere Möglichkeit einer „Einstaatenlösung“. Ich war gerade in der Schweiz, die ja zu 70% aus merkwürdigen Deutscharten sprechenden Menschen besteht (mein schweizer Freund Martin Vosseler sagte, er beherrsche 20 Dialekte), aber in Genf, in einem französisch sprechenden Kanton. Dort kann man erleben, dass der Schweizer Staat das Problem der „Deutsch-Dominanz“ mit seinem Kantonssystem, in dem die Kantone erhebliche politische Selbstbestimmung haben, gelöst hat. In den Kantonen haben ja die vier Sprachen der Schweiz jeweils andere Mehrheiten, aber alle sind voll anerkannte Schweizer.

[Kaufmann, Johannes] Glauben Sie wirklich, dass die Verhältnisse in der Schweiz sich auf den Nahen Osten übertragen lassen? Wir reden hier über Gesellschaften, in denen die „Protokolle der Weisen von Zion“ ein Bestseller sind und als historische Wahrheit betrachtet werden. In denen im Abendprogramm eine Fernsehserie läuft, in der Juden christliche und muslimische Kinder schlachten, um aus deren Blut Mazzebrot zu backen. Das ist ein bisschen was anderes als die Verständigungsprobleme zwischen Rätoromanen und Deutsch-Schweizern. Im Übrigen ist Arabisch in Israel bereits Amtssprache, und Araber sind voll anerkannte Israelis.

Eine Einstaaten-Lösung halte ich aber für vollkommen illusorisch. Das würde die Juden zur Minderheit machen und damit die Raison d’Être Israels infrage stellen. Aus demselben Grund kann Israel auch kein „Recht auf Rückkehr“ für Flüchtlinge anerkennen, wie es die arabische Friedensinitiative von 2002 vorgesehen hatte. Die beste Chance auf Frieden bietet zumindest in meinen Augen die Gründung eines demilitarisierten Staates Palästina. Über das genaue Territorium müsste verhandelt werden. Ich bezweifle aber, dass das die entscheidende Frage ist.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Kaufmann
Zentralredaktion, Wissenschaftsredakteur, Reporter
Braunschweiger Zeitung

Telefon: 05 31 – 39 00 376
mailto:johannes.kaufmann@bzv.de
Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH
Hintern Brüdern 23 – 38100 Braunschweig
http://www.braunschweiger-zeitungsverlag.deThu, 23 Nov 2017 16:10:21 +0000Von:Kaufmann, Johannes <Johannes.Kaufmann@bzv.de>

Sehr geehrter Herr Kaufmann

Nun versuche ich, auf Ihren Brief zu reagieren. Ich schreibe das so, wie ich glaube, dass es gewesen ist, aber ich habe wenig geschichtliche Kenntnisse. Das ganze Thema ist ja äußerst kompliziert, aber es den Fachleuten zu überlassen, ist auch keine Lösung, da sich die auch kräftig streiten. Und die Fachleute sind ja Spezialisten, die die Lebensrealität auch nur teilweise überblicken. Am ehesten sind langfristig möglichst vielfältig zusammengesetzte Kommissionen dazu in der Lage, wie sie bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eingesetzt und seinerzeit von Bahr und Willy Brandt angeregt wurden. Von der IPPNW (www.ippnw.de) geht übrigens ein zaghafter Versuch aus für eine KSZMNO, eine Konferenz für Sicherheit  und Zusammenarbeit im Mittleren und Nahen Osten.

Zuerst eine ethnische Frage. Jude ist für mich ein religiöser Begriff und Araber ein ethnischer. Und beide Volksgruppen werden meines Wissens als „Semiten“ bezeichnet (daher „Antisemit“). Man kann als Araber Jude oder Moslem sein oder einer der vielen Sekten der Region angehören. Wie würden denn Sie die Mehrheit der Juden ethnisch einordnen? Ein Problem mit Israel ist, dass es ein „jüdischer Staat“ sein soll, somit ein Staat wie Iran, der ein moslemischer Staat sein will. In der Mehrheit der Länder begreifen sich die Länder nicht als Vertreter einer Religion oder Ethnie. (Wobei ich denke, dass Religionen alle „menschengedachte“ Dinge sind und mit der Evolutionsrealität ihre Schwierigkeiten haben)

Auch von daher habe ich Schwierigkeiten mit Ihrem Satz: „dass mehr als vier Fünftel des Mandatsgebiets zum Zeitpunkt des UN-Teilungsplans längst ausschließlich an die Araber gegangen war:“

Das Mandatsgebiet wurde aufgeteilt, aber es ging nicht „ausschließlich an die Araber“. Was ist mit den Kurden? Die sind auch eine Ethnie und sie sind eine Minderheit in mehreren Staaten. Und das gilt für andere Ethnien und Religionen auch so wie die Juden, die seit Jahrtausenden in der Region leben. Staaten gehören nicht einer Ethnie. Die Ethnien sind mehr oder weniger dominierend oder unterdrückt, aber auch Teil des Staates und sind in den Staatsfunktionen zum guten Teil eingebunden, wie zum Beispiel mehrere kurdische Würdenträger in der Türkei.

Gehen wir also davon aus, dass Palästina eine kleine Region des Osmanischen Reiches war, das von einem Teil der Bevölkerung als Fremdherrschaft wahrgenommen wurde. Ich weiß nicht, wie lange schon die Mehrheit der Bevölkerung in der Region war, vermutlich hunderte von Jahren. Seit Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem erheblichen Zuzug von Juden aus Russland und anderen Ländern, die sich brutal unterdrückt fühlten. Durch den grauenhaften Holocaust verstärkte sich der Zuzug dramatisch, bis sie schließlich zwar nicht die Mehrheit, aber eine dominierende Minderheit waren. Diese beantragte bei der UN ein eigenes Staatsgebiet, was sie, sehr knapp nur, und sicher unter dem Eindruck des Holocaust auch zugesprochen bekamen. Flächenmäßig offensichtlich 60% der Provinz Palästinas? Die arabischen Staatenk aber auch die einheimische Bevölkerung revoltierte, auch, weil viele Dörfer schon vor dem Krieg zwischen Juden und Arabern durch Vertreibung entvölkert wurden. Dies ist anscheinend auch von jüdischen Historikern beschrieben worden. Auch Uri Avnery sprach davon, weil er zu dieser Zeit ein Teil der jüdischen „Terrorgruppe“ Irgun war. Danach kam es zu einem Krieg zwischen dem „neugeborenen“ Israel und den Nachbarstaaten, an dem Uri Avnery teilnahm und erheblich verwundet wurde. (Er beschloss ja nach diesem auch in seinem Sinne erfolgreichen Krieg, für den Frieden einzutreten)

Die ausführlichen Besprechungen der „vier Karten“ auf der Palästinensischen Homepage finde ich sehr wichtig und staune über die unterschiedlichen Interpretationen der Kartenschreiber, fühle mich aber im Moment nicht imstande, darauf näher einzugehen. Jedenfalls habe ich diese Argumente noch nicht gehört. Dies  liegt aber auch wesentlich daran, wie ich glaube, wegen der Weigerung vieler „Freunde der Israelischen Regierung“, mit Kritikern, wie der Kopi, überhaupt zu sprechen.

Laut den Beiträgen auf der Veranstaltung „fünzig Jahre Besatzung“, die Sie alle auf den Videos von Kopi ansehen können, ist zur Zeit nur günstigstenfalls die Zweistaatenlösung trotz aller Widerstände zu realisieren, da sonst die „Palästinenser“ und damit die „Nichtjuden“, die Mehrheit im Staate stellen würden und das bedeuten würde, dass Israel seinen Charakter dramatisch ändern würde. Aber es gibt auch für die Zukunft eine andere Möglichkeit einer „Einstaatenlösung“. Ich war gerade in der Schweiz, die ja zu 70% aus merkwürdigen Deutscharten sprechenden Menschen besteht (mein schweizer Freund Martin Vosseler sagte, er beherrsche 20 Dialekte), aber in Genf, in einem französisch sprechenden Kanton. Dort kann man erleben, dass der Schweizer Staat das Problem der „Deutsch-Dominanz“ mit seinem Kantonssystem, in dem die Kantone erhebliche politische Selbstbestimmung haben, gelöst hat. In den Kantonen haben ja die vier Sprachen der Schweiz jeweils andere Mehrheiten, aber alle sind voll anerkannte Schweizer.

Zu Hebron und Kfar Etzion sagen Sie ja sehr eindrucksvolle Sätze. Diese schreckliche Geschichten der Vergangenheit mit wechselnden Massakern sind ein wesentlicher Grund, weshalb im Moment die Einstaatenlösung nicht möglich ist. Aber nach einer vorübergehenden Zweistaatenlösung nach einer „Normalisierung“ des Zusammenlebens im Sinne einer Kantonslösung sollte sie nach meiner Vorstellung zukünftig möglich sein …

Wie sehen Sie das übrigens mit Gaza, das laut meiner Friedensfreundin Angela Vorwerk in angeblich drei Jahren praktisch unbewohnbar sein soll?

Herzliche Grüße

Helmut Käß

Tulpenweg 11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0176 381 376 31 und 0049 176 577 47 881 http://www.helmutkaess.de/Wordpress/,

Betreff:  RE: Israel     Datum:  Mon, 4 Sep 2017 14:38:17 +0000   Von:  Kaufmann, Johannes <Johannes.Kaufmann@bzv.de>

Sehr geehrter Herr Käß,

nun endlich komme ich dazu, auf ihre Mail einzugehen.

Es gab eine Provinz Palästina im Osmanischen Reich, das ist wahr. Allerdings war dies eine klassische Kolonialherrschaft ohne politische Autonomie der „Palästinenser“ und damit genauso Fremdherrschaft wie das Britische Mandat. Warum da die Religionszugehörigkeit entscheidend sein soll, ist mir nicht so recht klar. Die Osmanen hatten eine andere Kultur und sprachen eine andere Sprache.

Trotzdem stimmt es natürlich, dass die Araber die Mehrheit in der Region stellten (kleine Randnotiz zum „arabischen Blut“ der Juden: Juden waren bereits Jahrtausende vor den Arabern in Palästina). Allerdings wird gern unterschlagen (so wie es auch die Kartenfolge auf der Seite des unsäglichen Palästina-Portals tut), dass mehr als vier Fünftel des Mandatsgebiets zum Zeitpunkt des UN-Teilungsplans längst ausschließlich an die Araber gegangen war: Transjordanien. Der verbliebene kleine Rest sollte nun 1947 noch einmal geteilt werden in einen jüdischen und einen arabischen Teil (nachdem zuvor der Plan der Peel-Kommission, der einen noch kleineren Teil für die Juden vorsah, gescheitert war – übrigens an der Ablehnung der Araber). Es ging also nicht um 60 vs. 40 Prozent, sondern um 60 Prozent von knapp 20 Prozent. Um das Ganze zuzuspitzen: Die Einigung ist daran gescheitert, dass die Araber nicht bereit waren, auf irgendeinen Teil des Landes zu verzichten. Es ging nicht etwa um Nablus oder Gaza, es ging (und geht) auch um Tel Aviv.

Bezüglich der manipulativen Kartenfolge zitiere ich den Historiker Yaacov Lozowick:

„Fangen wir mit der Karte von 1946 an. Selbst wenn man sie einzeln betrachtet, also getrennt von der Serie, ist sie insofern irreführend, als sie zwei verschiedene Arten von Information enthält: Ihre Umrisse zeigen das von den Briten kontrollierte, gemeinhin Palästina genannte Territorium. Da es sich um die Karte einer politischen Einheit handelt, müsste das Gebiet eigentlich vollständig mit einer einzigen Farbe gefüllt sein, schließlich wurde das gesamte Land von den Briten beherrscht, die weißen Teile genauso wie die grünen. Wollte man dagegen privaten Landbesitz unter britischer Souveränität entlang ethnischer Kriterien darstellen, müsste das Grüne durch einen Mischmasch von Farben ersetzt werden: Ein Teil des Landes gehörte Juden, ein anderer jenen Arabern, die man heute Palästinenser nennen würde, ein weiterer arabischen Grundbesitzern (Libanesen, Syrern, Ägyptern etc.), die nicht auf ihrem Land lebten, wieder ein anderer europäischen Kirchen (beispielsweise der katholischen, protestantischen, griechisch-orthodoxen oder russisch-orthodoxen). Der bei weitem größte Teil des Landes aber gehörte keinem der Genannten und somit der Regierung, also den Briten.

Wenn ich es richtig sehe, wird auf der Karte das jüdische Eigentum an Grund und Boden in Jerusalem (wo es eine jüdische Mehrheit gab) übergangen; Gleiches gilt für Ortschaften wie Gusch Etzion und Neve Yaacov, für Siedlungen am Toten Meer sowie in Hebron, in Safed, in Naharia und dem Hinterland, in Kfar Darom im Gazastreifen und so weiter. Aber das Hauptproblem mit dieser Karte ist nicht, dass sie über jüdisches Eigentum an Grund und Boden hinweggeht, sondern vielmehr die implizite Behauptung, dass alles Land, welches nicht Juden gehörte, »Palästina« war. Und das stimmt nicht. Wenn hier Landbesitz dargestellt werden soll, dann müsste der größte Teil des Territoriums als der britischen Regierung gehörend abgebildet werden; geht es um politische Souveränität, dann war sogar das gesamte Gebiet britisch.

Die zweite Karte beschäftigt sich nicht mehr mit dem Thema Landbesitz, und die Serie kehrt auch nicht mehr dorthin zurück. Es handelt sich vielmehr um eine halbwegs genaue Darstellung des UN-Teilungsplans vom 29. November 1947 – mit einer eklatanten Auslassung allerdings, nämlich der Gegend um Jerusalem und Bethlehem, die eindeutig nicht einer Seite zugeordnet, sondern als corpus separatum behandelt wurde. Ich betone: Jerusalem und Bethlehem. Der Kartenzeichner hat also einem prospektiven Staat Palästina ein sehr wichtiges Stück Land zugeschlagen, das er in Wirklichkeit nie hatte.

Diese Karte bildete natürlich niemals eine Wirklichkeit ab. Zur Zeit des UN-Teilungsplans wurde sie von allen arabischen Staaten abgelehnt, die eine Stimme hatten, und darüber hinaus auch von den einheimischen Arabern, die sich seinerzeit – anders als heute – nicht durchweg Palästinenser nannten. Ich werde mich hier nicht mit der Frage beschäftigen, wer den UN-Teilungsplan durchkreuzte, aber ich glaube, man kann sagen, dass dabei alle Seiten eine Rolle spielten: der Jischuw, el-Husseinis palästinensische Truppen, al-Qawuqjis Truppen sowie die ägyptischen, jordanischen, syrischen, irakischen und libanesischen Truppen, die am Kampf um ein Territorium teilnahmen, das zuvor unter britischer Herrschaft gestanden hatte.

Die dritte Karte (1949–1967) ist auf ihre eigene Weise irreführend. ie zeigt Israel in weiß und zwei andere Gebiete in einheitlichem Grün – dem gleichen Grün, das in den ersten beiden Karten palästinensisches Territorium markieren sollte. Natürlich stimmt das nicht mit der historischen Wirklichkeit überein: Der Gazastreifen wurde von Ägypten kontrolliert, nicht von den Palästinensern, und sollte von Rechts wegen als ägyptisch besetzt bezeichnet werden. Das größere grüne Gebiet wurde von Jordanien kontrolliert und annektiert; die Bewohner bekamen die jordanische Staatsbürgerschaft, weshalb ich nicht weiß, ob dieses Territorium, rechtlich gesehen, besetzt war oder nicht. Falls ja, dann war sein Status wahrscheinlich ähnlich wie der unter israelischer Herrschaft nach 1967: besetzt eben, mit Siedlern aus dem Besatzerstaat. Wenn es nicht besetzt war, dann war es ein Teil von Jordanien. (Das ist ja auch der Grund für den Namen »Westbank« bzw. »Westjordanland«: die westliche Hälfte von Jordanien.) Wie auch immer: Als Palästina kann man es jedenfalls nicht bezeichnen.

Bemerkenswert ist auch, dass die Karte es vermeidet, sich mit dem privaten Landbesitz zu beschäftigen – was ja das Thema der ersten Karte war. Würde sie diesen Besitz anzeigen, dann müsste an ihr deutlich werden, dass ein Teil des Gebietes innerhalb Israels natürlich Palästinensern gehörte, während kein Stückchen Land in Jordanien als in jüdischem Besitz befindlich akzeptiert wurde, auch wenn dieser Besitz mancherorts niemals in so etwas wie einem rechtsstaatlichen Verfahren aufgehoben wurde.

Kommen wir schließlich zur vierten Karte. Zum ersten Mal in dieser Serie gibt es nun so etwas wie eine palästinensische Herrschaft – im gesamten Gazastreifen und im Westjordanland. (Vernachlässigen wir kurz die Unterscheidung zwischen der Herrschaft der Hamas in Gaza und der Herrschaft der Palästinensischen Autonomiebehörde in der Westbank.) Kaum erklärlich ist dabei die Entscheidung des Kartenzeichners, so zu tun, als ob die palästinensische Befehlsgewalt nur für die A-Zone gilt, und die größeren B-Zonen zu unterschlagen. So, wie ich die Geschichte verstehe, zeigt die Karte außerdem keinen palästinensischen Rumpfstaat, sondern im Gegenteil zum ersten Mal überhaupt das Entstehen einer neuen Entität, von und für Palästinenser. Kein verschwindendes Palästina also, sondern ein entstehendes!“
Der Text enthält ein wichtiges Faktum, das gern unterschlagen wird: Beim Großteil des Landes handelt es sich um Staatsbesitz. Der gehörte nie irgendwelchen Palästinensern. Er ging vom Osmanischen Reich auf die Briten und anschließend auf Israel über. Privatbesitz wird von Israel anerkannt, sofern er sich belegen lässt. Entsprechend gibt es jede Menge arabischen Privatbesitz in Israel – im Gegensatz zu jüdischem Privatbesitz in den allermeisten arabischen Ländern. Ich habe meinen ersten Hebräisch-Unterricht von einer Palästinenserin erhalten, deren Familie Land und ein Haus in Beit Safafa im Westen Jerusalems besitzt. Daran hat weder das britische Mandat noch die Entstehung des Staates Israel etwas geändert. Auch der Bau von Siedlungen ist nach (israelischem!) Recht auf privatem Land illegal. Umgekehrt steht in den Palästinensischen Autonomiegebieten auf den Verkauf von Land an Juden übrigens die Todesstrafe.

Zuletzt zu Hebron: Die dort lebenden Siedler sind mir alles andere als sympathisch. Allerdings hat auch hier die Geschichte mehr als eine Seite. Hebron ist die älteste durchgehend jüdisch besiedelte Stadt der Welt, bzw. sie war es – bis 1929 die jüdische Bevölkerung von Arabern massakriert wurde und die Überlebenden aus der Stadt flohen. Ich werde nie verstehen, warum es akzeptiert wird, dass ein Massaker damit belohnt wird, dass aus einer uralten jüdischen Siedlung plötzlich ganz selbstverständlich eine exklusiv arabische Stadt wird, in der Juden nichts zu suchen haben. Damit wird die Gewalt im Nachhinein belohnt. Ganz ähnlich ist es übrigens im Fall Kfar Etzion. Das Dorf wurde 1948 von Jordanien erobert und ein Großteil seiner Bevölkerung dabei ermordet. 1967 hat Israel das Gebiet erobert, und das Dorf wurde unter anderem von einem Überlebenden des Massakers neu gegründet. Doch innerhalb von 19 Jahren wurde durch die illegale jordanische Besatzung offenbar aus einem legalen Dorfbewohner plötzlich ein illegaler Siedler.

In Hebron wohnen 800 Juden, umgeben von 200.000 Arabern. Sie müssen von der Armee beschützt werden, die dafür in einem winzigen Teil der Stadt die Bewegungsfreiheit der Araber einschränkt. Umgekehrt ist der gesamte Rest der Stadt wiederum für die Juden eine No-Go-Area. Warum ist es eigentlich selbstverständlich, dass 20 Prozent der Bevölkerung Israels aus Arabern besteht, die volle Bürgerrechte haben, leitende Ärzte, Parlamentsabgeordnete, Minister und Richter am Obersten Gerichtshof sind, aber jeder einzelne Jude in „Palästina“ ist ein Skandal? Und warum ist es kein Skandal, dass Mahmud Abbas öffentlich erklären kann, dass er in seinem künftigen Staat keinen einzigen Israeli akzeptieren wird? Für diese modernisierte Form der „Judenreinheit“ bringen gerade viele Deutsche ein erschreckendes Verständnis auf.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Kaufmann
Zentralredaktion, Wissenschaftsredakteur, Reporter

Braunschweiger Zeitung

Telefon: 05 31 – 39 00 376
mailto:johannes.kaufmann@bzv.de
Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH
Hintern Brüdern 23 – 38100 Braunschweig
http://www.braunschweiger-zeitungsverlag.de
From: “Helmut Käß” [mailto:helmut_kaess@web.de]
Sent: Monday, August 21, 2017 8:56 PM
To: Kaufmann, Johannes
Subject: RE: Israel

Sehr geehrter Herr Kaufmann

Sie hatten zum Teil mir bisher unbekannte Argumente.
Zur Qualifikation von Ilan Pappe kann ich nichts sagte, außer dass Menschen, denen ich vertraue, ihn eingeladen haben. Das empfohlene Buch schaffe ich vorläufig nicht zu lesen.
Was sagen Sie denn zu den den beiden anderen für mich  sehr eindrucksvollen jüdischen Referenten auf dem Kongress “50 Jahre israelische Besatzung” ? Hier sind die Referentinnenreden dokumentiert:

https://www.kopi-online.de/wordpress/?p=3686   Zuckermann referiert z.B. in seinem Video ab der 17. Minute über die “historische Sackgasse” auch aus zionistischer Sicht, nach der die Besetzung von den letzen 20% Palästinas ein grober Fehler war, den Ben Gurion vermieden hatte…

 

Übrigens veröffentlichte ein Mitorganisator der Konferenz, der Arzt Matthias Jochheim, ehemaliger Vorsitzender der IPPNW, kürzlich seinen Bericht der Konferenz: https://www.ippnw.de/frieden/artikel/de/50-jahre-israelische-besatzung.html
Zu dem Argument, dass es Palästina nie gab: Es gab zweifellos eine überwiegend muslimische Bevölkerung in dieser Gegend, die ursprünglich zum Osmanischen Reich gehörte. Juden sind ja wohl auch Semiten, also arabischen “Blutes”, aber diese Religion hatte nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung. Es gibt ja dramatische Bilder über den Rückgang des Einflusses der Bevölkerung, die vor 100 Jahren dort lebte, in der Gegend. Hier ein Link aus palästinensischer Sicht:

http://palaestina-portal.eu/texte/Karten.htm .  Die Verteilung von israelischem und “palästinenischem” Gebiet ist durch ein knappes Votum der UN festgelegt worden und es sind aus arabischer Sicht ungerechte  60% der Fläche Israel zugesprochen worden, die, soweit ich informiert bin, zu der Zeit immer noch sehr deutlich unter 50% der Bevölkerung lagen. Inzwischen zählen aber schon 80% der Landfläche mehr oder weniger offiziell zu Israel. Die Palästinenser aber haben das “Gefühl” und wohl auch die berechtigte Überzeugung, wie ich z.B. bei meinem Besuch mit Pastor Binder in der Westbank auch von Israelis erfuhr, dass sie auch aus den kümmerlichen Resten verdrängt werden sollen. Zum Beispiel auch durch die häufigen Gebäudeabrisse “illegaler Häuser” und die fehlenden Baugenehmigungen.

Ihre Argumente zu Jerusalem sind für mich neu. Eine von der UN seinerzeit vorgesehene Internationalisierung von Jerusalem mit Anwesenheit einer internationalen Polizeitruppe  erscheint mir eine mögliche Lösung.

Noch zu meinen “Gewährsleuten”: Es gibt immer nur ein paar Leute, die den Mut haben, gegen die überwiegende Meinung ihres Heimatlandes zu revoltieren. Aber Friedensaktivisten müssen das tun, denn das nationale Gefühl begünstigt immer die eigene Position. wir müssen in Deutschland die deutsche Regierung kritisieren. Es ist viel angenehmer, mit der Masse zu gehen. Juden haben nach meiner Meinung die positive Eigenschaft (auf Grund ihrer überwiegenden Außenseiterposition?), dass Opposition auch gegen die nationalen Überzeugungen bei ihnen häufiger vorkommt. Es gibt viele Gruppen, die sich für die palästinensische Sache einsetzen. Sie werden mehr kennen. Ich kenne die Juden gegen Häuserzerstörungen http://icahd.de und https://icahd.org, wovon einer vor sieben Jahren in Braunschweig war, natürlich auch Gush Shalom und ich habe von den Soldaten gehört, die von denen in ihrer Dienstzeit von ihren Vorgesetzten befohlenen Grausamkeiten berichten. Das ist sehr wertvoll, die Einstellung, “Wir sind die Guten und die anderen die Bösen”, ist weit verbreitet und ist unter anderem bei den Rechten und den Linken in Deutschland der Normalfall. Ich kämpfe als Linker gegen diese Einstellung meiner Partei an. Ich teile den Standpunkt von Michael Schmidt-Salomon in seinem Buch. “die Grenzen der Toleranz. warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen”, dass es Dinge gibt, denen man zustimmt, Dinge, die man tolerieren muss, weil sie der Vielfalt der Denkweisen entspricht, wie zum Beispiel die Vielfalt der Religionen und Dinge, die man nicht tolerieren darf, nämlich alle Aufrufe zur Gewalt. Und Gewalt wird zum Beispiel auch von den (völkerrechtswidrigen) Siedlern ausgeübt, zum Beispiel extrem in Hebron.
Wären Sie damit einverstanden, dass ich den Briefwechsel als Beispiel eines Meinungsaustausches über Israel auf meine Homepage stelle und anderen zur Verfügung stelle oder möchten Sie Vertraulichkeit?

Herzliche Grüße

Helmut Käss

Tulpenweg 11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0176 381 376 31 und 0049 176 577 47 881

http://www.helmutkaess.de/Wordpress/, www.ippnw.de , http://www.friedenszentrum.info/

Betreff:  RE: Israel

Datum: Mon, 14 Aug 2017 14:53:09 +0000

Sehr geehrter Herr Käß,

herzlichen Glückwunsch zu ihrem dritten Enkel.

Zu den von Ihnen genannten Gewährsleuten sage ich besser nichts. Ich fürchte, da werden wir nicht einmal in die Nähe eines gemeinsamen Nenners kommen – schon gar nicht bei Leuten wie Ilan Pappe, dem bereits die Fälschung historischer Quellen nachgewiesen wurde. Damit zählt Pappe für mich zu einer Kategorie von „Historikern“, bei denen im Zweifelsfall Ideologie mehr zählt als Wahrheit. Ich empfehle dazu: Efraim Karsh, Fabricating Israeli History: The „New Historians“, 2. Ausg., Routledge 2000.

Im Übrigen ist Ostjerusalem keinesfalls völkerrechtlich ein Teil Palästinas. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: 1. Gibt  und gab es niemals einen Staat Palästina, zu dem Ostjerusalem gehören könnte. 2. Wäre die Grundlage für einen zu gründenden palästinensischen Staat der UN-Teilungsplan von 1947, und der sieht keinesfalls vor, dass Ostjerusalem zu „Palästina“ gehört. Stattdessen teilt er den nach der Abspaltung Transjordaniens übriggebliebenen Rest des Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Teil. Jerusalem sollte nach diesem Plan unter internationale Verwaltung gestellt werden, um auf dieser Weise den Zugang zu den Heiligtümern für Juden, Christen und Muslime zu sichern.

Wie sie wissen, wurde aus diesem Plan nichts, weil die Araber ihn ablehnten und im Mai 1948 den neu gegründeten Staat Israel in offen erklärter Vernichtungsabsicht überfielen. Erst in diesem Krieg von 1948 geriet Ostjerusalem unter arabische Herrschaft – in Form einer jordanischen Besatzung, die alle Juden vertrieb, die Synagogen zerstörte und den Zugang zur Klagemauer zubaute. Fakt ist, dass erst durch die Eroberung Jerusalems durch Israel 1967 der Zugang zu den heiligen Stätten für alle wieder gewährleistet wurde. In dieser Situation, in der die zerstörerische und rechtswidrige Besetzung durch Jordanien endete, hat Israel die Verwaltung über den Tempelberg an Jordanien übergeben, obwohl die Jordanier in den 19 vorangegangenen Jahren Israelis den Zugang zu ihrem wichtigsten Heiligtum verwehrt hatten. Israel kümmert sich lediglich um die Sicherheit auf dem Tempelberg – was auch absolut notwendig ist, weil vom Platz vor der Al-Aksa-Moschee aus immer wieder Juden an der Klagemauer angegriffen werden.

Es ist durchaus möglich, dass Ostjerusalem einmal die Hauptstadt eines palästinensischen Staates werden wird. Das wäre aber das Ergebnis künftiger Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern und nicht die Voraussetzung dafür. Sowohl Ehud Barak als auch Ehud Olmert haben dies in ihren Friedensplänen angeboten. Die Altstadt werden die Israelis aber kaum je den Palästinensern überlassen. Denn den Zugang zu ihrem wichtigsten Heiligtum werden die Juden nicht noch einmal aufgeben.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Kaufmann
Zentralredaktion, Wissenschaftsredakteur, Reporter

Braunschweiger Zeitung

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From: “Helmut Käß” [mailto:helmut_kaess@web.de]
Sent: Friday, August 11, 2017 8:13 AM
To: Kaufmann, Johannes
Subject: Israel

Sehr geehrter Herr Kaufmann

Willkommen zurück in Braunschweig. Ich bin noch bis Montagabend bei meinem Sohn in Biberach anlässlich der Geburt meines dritten Enkels („Arthur, Ansgar und Armin“).

Es freut mich, bei Ihnen auf einen kompetenten Menschen getroffen zu sein, was Israel betrifft. Wir haben offensichtlich ganz unterschiedliche Meinungen.

Meine Gewährsleute sind nicht nur Uri Avnery, den ich auch einmal in Frankfurt bei einer Friedensveranstaltung zufällig getroffen habe und sehr für seine Haltung bewundere. Er bezeichnet sich ja als ehemaligen Terroristen, weil er in seiner Jugend Angehöriger der Irgun war und hat nach dem 48er Krieg, bei dem er, wie ich glaube, zweimal verwundet wurde, beschlossen, dass er den Frieden zwischen den Palästinensern und den Israelis anstrebt. Er wurde ja später noch einmal bei einem Attentat schwer verletzt. Aber ich bewundere auch Rolf Verleger und Felicia Langer und den soeben verstorbenen Reuven Moskovitz, ich las das Buch von dem „Sohn des Generals“, Miko Peled, uns besuchten Juden aus Israel, die über die Haltung ihres Landes entsetzt sind. Ich war ja kürzlich in der Veranstaltung „50 Jahre Israelische Besatzung“ in Frankfurt, bei der Ilan Pappe, Moshe Zuckermann und Iris Hefets referierten: http://helmutkaess.de/Wordpress/?p=4486 Alles für mich bewundernswerte Juden, die uns vormachen, wie wir auch in Deutschland für unsere Überzeugungen einstehen müssen, der gängigen Propaganda zu Trotz, die die völkerrechtswidrigen Kriege Deutschlands mit der Beteiligung am Jugoslawienkrieg (was ja Schröder zugegeben hat), am Syrienkrieg und der feigen Deckung der Drohnenmorde von Ramstein aus (wo man angeblich nichts von weiß) vertuscht.

Natürlich hat Deutschland mit seinem Holocaust, dem grauenhaften fabrikmäßigen Massenmord an Juden vor allem Schuld an dieser Unterdrückung der Palästinenser durch Israel. Ohne dieses Ereignis wären vermutlich nicht so viele Juden nach Palästina emigriert und die UN hätte nicht zugestimmt, dass die Existenzgründung eines eigenen Staates möglich gewesen wäre.

Zu einem Argument von Ihnen: Zweifellos neigt Uri Avnery auch zur „Pointierung“. Er versucht, seine Texte „farbig“ zu gestalten. Er ist ja auch seit vielen Jahrzehnten journalistisch tätig und schreibt beinahe wöchentlich noch seine Texte. Aber wenn der Tempelberg in Ostjerusalem ist und dies völkerrechtlich ein Teil Palästinas, was haben dann überhaupt israelische Soldaten dort zu suchen? Für die Sicherheit sind dann doch die Palästinenser verantwortlich und nicht Israel. Und es wären möglicherweise palästinensische Wachleute getötet worden, nicht aber israelische.

Herzliche Grüße

Helmut Käss

Tulpenweg 11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0176 381 376 31, http://www.helmutkaess.de/Wordpress/, www.ippnw.de ,

 

 

Am 06.08.2017 um 22:00 schrieb Kaufmann, Johannes:

Sehr geehrter Herr Käss,

ich hingegen war schon sehr oft da und habe auch knapp anderthalb Jahre in Israel gelebt. Uri Avnery kenne ich, wenn auch nicht persönlich. Ich zweifle auch nicht daran, dass er noch fit ist. Immerhin hat er seine extrem einseitigen Ansichten, in denen er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, auch schon vor 30 Jahren genau so verbreitet.

Um nur ein paar kleine Beispiele aus dem Artikel zu nennen.

„Diese Massen durch die Detektoren zu schleusen, wäre dasselbe, wie einen Elefanten durch ein Nadelöhr zu schleusen.“

Jeder, der zur Klagemauer will, muss durch einen Metalldetektor. Warum sollte das beim Tempelberg nicht funktionierten? Warum funktioniert es in Mekka bei der Pilgerfahrt zur Kaaba?

„In den Augen der Muslime sah es nach einem israelischen Versuch aus, den Status Quo zu verändern und Herren des Tempelbergs zu werden.“

In denen Augen der Muslime ist es bereits der Versucht, den Status Quo zu verändern, wenn eine Rampe repariert wird, die zum Tempelberg hochführt. Israel hat freiwillig auf die Kontrolle über den Tempelberg verzichtet, im Moment der der Eroberung. Für die Sicherheit (und somit die Metalldetektoren) ist Israel aber seit 1967 zuständig. Darüber hinaus frage ich mich, warum einer absurden Verschwörungstheorie der Palästinenser, die jedes Mal einen kleinen Volksaufstand anzetteln, wenn am Tempelberg auch nur eine Schreibe eingedreht wird, so viel Verständnis entgegengebracht wird. Hier wird auf die Einrichtung einer absolut üblichen und vor allem in Israel allgegenwärtigen Sicherheitsanlage mit tödlichen Ausschreitungen reagiert. Und Avnery sucht die Schuld daran nicht bei den Randalierern, sondern den „Provoakteuren“. Dass den Palästinenser nicht zugetraut, ihre Wutreflexe zu kontrollieren, halte ich übrigens für eine andere Form von Rassismus.

„Als ihm die Wut über die Detektoren zu Kopf gestiegen war, drang ein junger Araber in die Halamish-Siedlung ein und tötete drei Mitglieder einer Siedlerfamilie.“
Offenbar hat Avnery mehr Verständnis für einen Mörder, der aus religiösem Hass eine Familie massakriert als für einen Wachmann, der in Notwehr einen Mann erschießt, der ihm zuvor einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt hat.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Kaufmann
Zentralredaktion, Wissenschaftsredakteur, Reporter

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Von: “Helmut Käß” [mailto:helmut_kaess@web.de]
Gesendet: Mittwoch, 2. August 2017 23:35
An: Kaufmann, Johannes
Betreff: Aw: AW: Besatzungsmacht ISRAEL – Jerusalem soll von palästinensischen Ureinwohnern “gereinigt” werden…. SOLIDARITÄT – JETZT!!!!

Sehr geehrter Herr Kaufmann

Herzlichen Dank für Ihre Antwort aus Ihrem Urlaub.

Zu Ihrer Stellungnahme eine kurze Antwort. Ich selbst habe mit Pastor Binder nur einmal einen Besuch in Palästina und Jerusalem gemacht, aber ich möchte aktuell den im nächsten Monat 94 jährigen Uri Avnery zitieren, der nach meiner Überzeugung immer noch fit ist und mit Datum von Samstag folgenden Artikel geschrieben hat: www.uri-avnery.de/news/430/17/Der-Marsch-der-Torheit

Herzliche Grüße

Helmut Käss

Tulpenweg 11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0176 381 376 31,   http://www.helmutkaess.de/Wordpress/, www.ippnw.de ,

Gesendet: Mittwoch, 02. August 2017 um 16:45 Uhr
Von: “Kaufmann, Johannes” <Johannes.Kaufmann@bzv.de>
An: “‘\”Helmut Käß\”‘” <helmut_kaess@web.de>
Betreff: AW: Besatzungsmacht ISRAEL – Jerusalem soll von palästinensischen Ureinwohnern “gereinigt” werden…. SOLIDARITÄT – JETZT!!!!

Sehr geehrter Herr Käss,

vielen Dank für Ihre Mail und Ihre Urlaubsgrüße. Auf den Inhalt der grotesken Propaganda einzugehen, die Ihrer Mail angehängt war, würde mich vermutlich einen kompletten Urlaubstag kosten. Aber allein schon die Tatsache, dass der jüdische Bevölkerungsanteil Jerusalems seit Jahrzehnten rückläufig ist, während der muslimische seit 1967 von knapp 26 auf mehr als 35 Prozent gestiegen ist, macht die Absurdität der Behauptungen der PGD deutlich. Und über “nachvollziehbare” und “verständliche” Gewaltausbrüche als Reaktion auf das Aufstellen von Metalldetektoren (durch die im Übrigen auch jeder Pilger in Mekka muss) werde ich nicht diskutieren.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Kaufmann
Zentralredaktion, Wissenschaftsredakteur, Reporter

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Geschäftsführer: Claas Schmedtje, Manfred Braun, Michael Wüller
Von: “Helmut Käß” [mailto:helmut_kaess@web.de]
Gesendet: Dienstag, 25. Juli 2017 20:00
An: Redaktion Politik
Cc: Kaufmann, Johannes; Breyvogel, Dirk Clemens; Angela vorwerk; Ehab Abu El Auf; Prof. Prof. Dr. Johannes-Henrich Kirchner; “Schöbel Frieder”
Betreff: Besatzungsmacht ISRAEL – Jerusalem soll von palästinensischen Ureinwohnern “gereinigt” werden…. SOLIDARITÄT – JETZT!!!!

Sehr geehrte Redaktion

Zu den aktuellen Vorgängen in Jerusalem eine Stimme der Palästinenser, als den rechtmäßigen Bewohnern von Ostjerusalem. Ich hatte an der eindrucksvollen Veranstaltung “50 Jahre israelische Besatzung” in Frankfurt teilgenommen. http://helmutkaess.de/Wordpress/?p=4486 Ich bin zu einem Gespräch gern bereit.

Vielleicht auch mit Angela Vorwerk, der Lehrerin, die die Nakbaausstellung 2012 in Braunschweig mit hochkarätiger Begleitung organisiert hat und einem Palästinenser der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft. Gern würde ich dabei auch mit Prof. Kirchner sprechen, dem Leiter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. http://friedenszentrum.info/index.php/archivierte-artikel/2012/236-nach-der-nakba-ausstellung und http://helmutkaess.de/Wordpress/?p=449

Vielleicht ist ein gemeinsames Gespräch möglich. In welcher Zusammensetzung es Ihnen günstig erscheint.

Herzliche Grüße

Helmut Käss

Tulpenweg 11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0176 381 376 31,

http://www.helmutkaess.de/Wordpress/, www.ippnw.de , http://www.friedenszentrum.info/,
Gesendet: Dienstag, 25. Juli 2017 um 19:17 Uhr
Von: “Angela Vorwerk” <a.vorwerk@web.de>
An: “Helmut Käß” <helmut_kaess@web.de>
Betreff: Fwd: Besatzungsmacht ISRAEL – Jerusalem soll von palästinensischen Ureinwohnern “gereinigt” werden…. SOLIDARITÄT – JETZT!!!!
Wie gerade besprochen Gruß Angela
Anfang der weitergeleiteten Nachricht:
Von: Volksbücherei-International <buchinvo@t-online.de>

Betreff: Besatzungsmacht ISRAEL – Jerusalem soll von palästinensischen Ureinwohnern “gereinigt” werden…. SOLIDARITÄT – JETZT!!!!

Datum: 24. Juli 2017 um 14:36:09 MESZ

Palästinensische Gemeinde Deutschland e.V.Kontakt  C/O Lafi KhalilClair Waldoff Promenade 10, 10557 BerlinTel: 01793223338khalillafi@hotmail.comoderTel.: 01715411168 , munir.hamad@t-online.de
Solidarität mit dem Aufstand der Mutigen in Alquds ( Jerusalem)!

Liebe Freunde des Friedens

liebe Freunde der Menschenrechte,

seit Jahren versucht die Besatzungsmacht Israel Ostjerusalem zu judaisieren und seine palästinensischen Ureinwohner zu vertreiben.

Der Marsch des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon auf das Gelände der Alaqsa Moschee im Jahre 2000 hat Tür und Tor für die Judaisierungsmaßnahmen und Vertreibungsversuche geöffnet. Überdies war genau das der Zündstoff der zweiten Intifada.

Nicht nur mit Landenteignung und Siedlungsbau versucht Israel den Menschen das Leben in Ostjerusalem unerträglich zu machen und ihnen ihren Lebensraum zu beschneiden. Dazu addieren sich der Entzug der Residenzsrechte, die Verweigerung von Renovierungsarbeiten an alten Wohnhäusern und Gebäuden sowie die Einschränkung des Baurechtes.

All das verdeutlicht immer wieder das erklärte Ziel: Ostjerusalem soll frei von Palästinensern sein.

Die andauernde Provokation radikaler Israelis und Sicherheitskräften in der Altstadt ist auffällig für jeden, der vor Ort war oder Berichte gesehen hat. Junge radikale Siedler unter dem Schutz der Besatzungsarmee demolieren täglich Verkaufsstände und greifen willkürlich Menschen in der Altstadt von Jerusalem an. Jeder, der wagt, Widerstand zu leisten oder sich wehrt, wird im besten Fall verhaftet oder im schlechtesten Fall sofort erschossen. Die Erklärung der Presseabteilung der Besatzungsarmee kommt prompt: “Es war eine versuchte Messerattacke auf die Sicherheitskräfte.”

Mit der Einschränkung des Zugangs zu den muslimischen und christlichen Heiligtümern erreicht die Provokation der Besatzungsmacht ihren Höhepunkt. Schließlich darf die Alaqsa Moschee nicht mehr besucht werden und auch der Felsendom wird den Gläubigen zum ersten Mal seit dem Beginn der Besatzung 1967 verschlossen.

Die Reaktion der palästinensischen Bewohner Jerusalems ist mehr als verständlich und nachvollziehbar. Die Solidarität der Palästinenser in Israel und aus den anderen Städten der Westbank und Gazastreifen macht deutlich, dass alle Versuche der Besatzungsmacht, das palästinensische Volk auseinander zu dividieren zum Scheitern verurteilt sind. Das Motto ist und bleibt “Ein Volk, ein Schicksal.”

Die Besatzung und ihre Institutionen im besetzen Ostjerusalem sind der Grund für die Demonstrationen und für den Widerstand der Palästinenser. Es geht dabei um so viel mehr als um einen freien Zugang zu den Heiligtümern. Es geht um die Beendigung der seit 50 Jahren andauernden Besatzung Palästinas und seiner Hauptstadt Ostjerusalem. Es geht auch darum, die andauernde Entrechtung seiner Ureinwohner zu beenden.

Wir von der Palästinensischen Gemeinde Deutschland e.V (PGD) fordern die Bundeskanzlerin auf, den Weg des deutschen Außenministers Gabriels zu gehen und der israelischen Rechten sowie der Regierung die kalte Schulter zu zeigen. Deutschland kann nicht weiter der Unterstützer und Beschützer eines Besatzungsregimes sein, das Menschenrechte und internationales Recht mit Füßen tritt. Dies muss die eigentliche Lehre sein aus der Phase der dunklen deutschen Geschichte und deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wir fordern die deutsche Regierung auf – soweit sie es ernst meint mit der Zwei-Staaten-Lösung – den Staat Palästina anzuerkennen. Das Versteckspiel hinter dem so genannten Friedensprozess, die Hinhalte-Manöver sowie die Scheck-Diplomatie haben nun ihr Ende erreicht.

Eine Besatzungsmacht kann nicht als Schützerin von elementaren Menschenrechten, wie der freie Zugang zu den Gebetshäusern, auftreten. Deshalb fordern wir die Entsendung von internationalen Schutztruppen für die christlichen und muslimischen Heiligtümer in Ostjerusalem.
PGD-Bundesvorstand

Berlin, 24.7.2017
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www.bib-jetzt.de
www.kopi-online.de
www.bds-kampagne.de
www.palaestina-portal.eu

 

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Über admin

Hausarzt, i.R., seit 1976 im der Umweltorganisation BUND, schon lange in der Umweltwerkstatt, seit 1983 in der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW (www.ippnw.de und ippnw.org), seit 1995 im Friedenszentrum, seit 2000 in der Dachorganisation Friedensbündnis Braunschweig, und ich bin seit etwa 15 Jahren in der Linkspartei// Family doctor, retired, since 1976 in the environmental organization BUND, for a long time in the environmental workshop, since 1983 in the medical peace organization IPPNW (www.ippnw.de and ippnw.org), since 1995 in the peace center, since 2000 in the umbrella organization Friedensbündnis Braunschweig, and I am since about 15 years in the Left Party//
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