Nacht vom 22.-23.7.19: grünen Tee getrunken und lange nicht eingeschlafen.
Mir fiel ein Spruch aus meinen psychischen Weiterbildungen ein, der in etwa lautete: Wenn Du glücklich sein willst, sei einfach glücklich, ohne Bedingungen…
Das passt auch zu Katie Byrons These, „Liebe, was ist“. Wie man die Dinge wahrnimmt, hängt überwiegend von der inneren Einstellung ab.
Trotzdem betrachte ich meine Bedingungen:
Ich bin jetzt 73, mein Körper und mein Kopf lassen deutlich nach. Aber ich habe bisher nichts Tödliches, habe kaum Schmerzen, bin wirtschaftlich sorgenfrei, lebe seit meiner Geburt 1946 in Frieden und kann meine Zeit auch durch Marlis überwiegend nach eigenen Wünschen einteilen. Ich tendiere gefühlsmäßig wie üblich zum Mittelmaß, aber ich kann auch schlicht beschließen, dass ich glücklich bin bis zu meinem Tod. Wenn ich eine tödliche Krankheit bekomme, kann ich dennoch glücklich sein bis ich möglicherweise solche Schmerzen bekomme, dass sie nur noch unter größten Nachteilen mit Schmerzmitteln zu bekämpfen sind. Entweder kann ich mein Sterben vom Hospiz oder einer Palliativabteilung organisieren lassen oder nach Absprache mit meiner Familie meine Barbiturate nehmen und kann noch bis direkt vor meinem Tod über dieses Leben mich wundern und lachen.
Nach diesen Überlegungen bekam ich plötzlich Schmerzen in meiner rechten Kieferhöhle und musste öfters versuchen, einen Druck in ihr durch vermehrtes Schlucken zu mindern. Ich überlegte, ob ich es schaffen würde, den Schmerz als harmlos anzusehen und wusste es nicht. Schmerzen sind ja auch nur Gefühle, die man ernst nehmen oder zur Seite schieben kann. Glücklicherweise ließen sich die Schmerzen durch Schlucken kontrollieren und ich musste es nicht ernsthaft prüfen.
Ich denke, meine Überlegungen waren die Schlaflosigkeit wert. Ich werde hoffentlich im Schnitt glücklicher sein und werde die Dinge, die ich tue, danach beurteilen, wie sie zu diesem einzigartigem Leben passen. Nicht langweilig vor mich hin leben, sondern zum Beispiel heroisch die Menschheit retten…