Betreff: | FIR Newsletter 2023-06 dt |
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Datum: | Fri, 10 Feb 2023 08:14:12 +0100 |
Von: | Ulrich Schneider <dr.u.schneider@gmail.com> |
An: | office <office@fir.at> |
Ein großartiger antifaschistischer Dramatiker und Schriftsteller: Bertolt Brecht
Vor 125 Jahren, am 10. Februar 1898, wurde der deutsche Schriftsteller und Dramatiker Bertolt Brecht in Augsburg geboren. Schon als Schüler unternimmt er erste literarische Versuche.
Anders als viele seiner Generation will er nicht begeistert in den Ersten Weltkrieg ziehen. Nach Notabitur schreibt er sich für ein Medizinstudium ein, um dem Fronteinsatz zu entgehen. Dennoch wird er im Herbst 1918 noch als Lazarettsoldat eingezogen. In der Novemberrevolution 1918 wird er Mitglied des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrates.
1922 wird in München sein erstes Theaterstück aufgeführt, er experimentiert mit Lehrstücken und dem Ansatz eines epischen Theaters. Sein tatsächlicher Durchbruch erfolgt jedoch erst 1928 in Berlin mit einer scheinbaren Unterhaltungsrevue „Die Dreigroschenoper“. Zwei Jahre später folgt die Opfer „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony“.
Dabei hat er sich immer als politischer Schriftsteller verstanden, wie seine Werke „Mutter Courage und ihre Kinder“, ein Anti-Kriegsstück mit Bezug auf den Dreißigjährigen Krieg, oder „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, eine Anklage der kapitalistische Ausbeutung in der US-Fleischindustrie und deren Krisenprofiteure.
Er schrieb aber nicht nur für die Bühne, sondern auch für den Alltagsgebrauch. Dabei umfassten seine literarischen Formen die ganze Bandbreite von Erzählung und Kurzprosa, Sinnsprüche, Lyrik in den verschiedenen Formen bis hin zur Dramatik.
Sein erster Gedichtband „Hauspostille“ erneuerte beispielsweise die Balladendichtung. In der Sammlung „Svendborger Gedichte“, entstanden im dänischen Exil, erweitert er diese zu Erzählgedichten. Er schrieb aber auch Gelegenheitsdichtung, Protest- und Kampflieder. Seine „Kalendergeschichten“, besonders die Erzählung „Der Augsburger Kreidekreis“ und die späteren „Geschichten vom Herrn Keuner“ fanden breite Veröffentlichung, nicht nur unter dem bürgerlichen Lesepublikum. Brecht sah als Adressanten seiner literarischen Arbeit den interessierten Arbeiter, der durch die Auseinandersetzung mit Literatur seine Welt und ihre Veränderbarkeit besser erkennt. Exemplarisch zeigt sich dies an dem Gedicht „Fragen eines lesenden Arbeiters“, das er 1935 im Exil in Dänemark schrieb. Gedruckt wurde es erstmals 1936 in der Zeitschrift Das Wort in Moskau.
Als Nazigegner ging Brecht früh ins Exil. Am Tag nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 verlässt er mit seiner Familie Deutschland und begibt sich über Prag nach Wien, in die Schweiz und schließlich nach Dänemark. Im Exil entstehen viele Stücke, die dem antifaschistischen Kampf gewidmet sind. In Paris entstanden das Episoden-Werk „Furcht und Elend des Dritten Reiches“, das die Etablierung der faschistischen Herrschaft in Deutschland zu erklären versucht, und das Drama „Die Gewehre der Frau Carrar“ als Zeichen der Solidarität mit dem Kampf der Spanischen Republik gegen den Franco-Putsch. Der jüdische Kommunist Peter Gingold, der mit seiner Familie nach Paris geflohen war, berichtet in seinen Erinnerungen über die Proben zu diesem Stück, die komplizierten Arbeitsbedingungen, aber auch den großen Erfolg.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Dänemark und Norwegen flieht Brecht nach Finnland, wo das Parabelstück “Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui” entsteht. 1941 gelingt ihm die Emigration in die USA, wo er im “Council for a Democratic Germany” mitarbeitet.
Als er sich 1945 kritisch zum Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki äußert, gerät er in das Visier der McCarthy-Verfolger. 1947 wird er vor das „Komitee für unamerikanische Tätigkeiten“ vorgeladen. Nach dem Verhör verlässt er die USA in Richtung Schweiz, von wo aus er nach Ost-Berlin übersiedelt. Dort übernahm er am Theater am Schiffbauerdamm sein eigenes Ensemble und setzte seine ungemein produktive Theaterarbeit fort.
Er starb als bedeutendster deutscher Dramatiker des 20. Jahrhunderts am 14. August 1956 in Berlin/DDR. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und Prominenz aus Politik und Kultur wurde er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin begraben.
Auch über seinen Tod hinaus blieb er ein Feindbild der „Ewiggestrigen“. Vor denen warnte Brecht bereits 1941 in seinem Stück „Der Aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, eine dauerhafte Lehre für alle Antifaschisten