ein Vortrag von Ulrike Herrmann
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrike_Herrmann
Zum Kapitalismus: Der Kapitalismus hat die Menschheit reich gemacht. Sonst wären wir immer noch auf dem Stand der alten Römer mit einer dünnen reichen Schicht und vielen Sklaven. Und es gäbe höchstens 1 Milliarde Menschen auf der Erde, die darüber hinaus Geborenen würden verhungern… Aber man muss ihn verstehen und politisch steuern. Auf Grund mangelnden Verständnisses können die 1% die 99% steuern und der Schwanz wackelt mit dem Hund. Wir 99% müssen die uns zustehende Macht demokratisch übernehmen, aber ohne uns unsere Reichtumsquelle zu verschließen.
Quelle: Ulrike Herrmann, „Der Sieg des Kapitals“ Links auf „Blick ins Buch“ klicken und die Einleitung lesen…
Sie war am Donnerstag, den 22. 02. 2018 im Foyer der VHS Braunschweig in der Alten Waage
Der Vortrag war kraftvoll und überzeugend, die vielen Fragen wurden offensichtlich kompetent beantwortet.
Erst mal eine Kurzform: die schwarze Null sei finanztechnischer Unsinn. es gibt drei Hauptfaktoren in der Gesellschaft: Unternehmen, Haushalte, den Staat. Wenn Unternehmen und Haushalte sparen, muss der Staat Schulden machen, denn Sparen bedeutet automatisch Schulden. Der Staat muss das Geld dann wieder durch Steuern hereinholen…
Und die Hauptursache der Eurokrise sei das Lohndumping, das zu unterschiedlichen Inflationen in unterschiedlichen europäischen Ländern führt und damit zu dauerhaften Exportüberschüssen und damit notwendigerweise zum Zusammenbruch des Euro. Wenn der Euro zusammenbricht, führt das zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft in Deutschland. Es müssen daher Mechanismen zur Korrektur der Export-Importflüsse geschaffen werden.
Etwas ausführlicher:
Die Eurokrise scheint vorbei, doch tatsächlich frisst sie sich weiter durch Europa. Die Publizistin und renommierte Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann erklärt in ihrem Vortrag, dass es in Wahrheit nicht eine Eurokrise gibt – sondern vier verschiedene Krisen. Jedes einzelne Problem wäre leicht zu lösen, vor allem durch eine Lockerung der Sparpolitik, die nicht nur die Länder des europäischen Südens in den Ruin treibt, sondern auch im Norden zu einer Schwächung der Binnennachfrage führt. Da aber nichts geschieht, werden die vier Krisen gemeinsam den Euro zerstören. Deutschland wäre der größte Verlierer. Die Bundesrepublik wirkt momentan extrem stabil, doch der hiesige Wohlstand wird nur bleiben, wenn der Euro gerettet wird.
Zu den einzelnen Krisen:
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die Überschuldungskrise, die überall berichtet wird. Wobei zu bemerken ist, dass weder die EZB noch die Bundesbank die Gefahr gesehen haben.
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Der Euro wurde falsch konstruiert: Jedes Land hat seine eigenen Staatsanleihen, obwohl keine andere Währung existiert, wo es mehrere Staatsanleihen gibt. Dadurch können Spekulanten von einer Staatsanleihe gefahrlos zu anderen wechseln, wodurch ein Staat plötzlich ohne Finanzierungsmöglichkeiten ist. Ein Ausweg wäre der Eurobond https://de.wikipedia.org/wiki/Eurobond, den Deutschland bisher ablehnt. Mario Draghi hat den Euro erst mal mit seiner Aussage in London gerettet, „We will save the Euro, whatever it costs“.
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Die Wettebewerbskrise des Exportweltmeisters. Es ist ein Märchen, dass die deutschen Waren wegen der Qualität der deutschen Ingenieure so beliebt seinen. Es liegt an dem Lohndumping, dass sie billiger sind als die der anderen Staaten. Im Handel zwischen Staaten muss immer auf Ausgleich geachtet werden, Überschüsse bedeuten auf die Dauer, dass sich die andere Seite verschuldet und nur durch Kredite der Exporteure weiterhin zum Kauf imstande ist. Dies bricht über kurz oder lang zusammen. Deutschland müsste laut Peter Bofinger mehrere Jahre die Löhne durchschnittlich um 5% erhöhen, bis die Bilanzen wieder ausgeglichen sind. Dann ist erst mal grob wieder die Ordnung hergestellt.
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Managementfehler: Wenn in eine Krise reingespart wird, wird die Krise schlimmer, in allen Krisenländern existieren verlorene Generationen, die das Land verlassen, die Eltern kaufen viele Eigentumswohnungen in Deutschland, denn der deutscher Euro gilt noch als sicher. Den Schuldenschnitt hätte man niemals richtig gemacht, die ganzen Schulden hätten in die Bilanz der Zentralbank gestellt werden sollen. Die EZB hätte die Schulden bezahlen sollen, das wäre viel problemloser gewesen. Irland zum Beispiel hat ein Viertel seiner Schulden in der Zentralbank geparkt, mit Genehmigung von Merkel, die wiedergewählt werden wollte, das geht also mühelos.