Norman Paech weist auf diese Nachricht des Hamburger Abendblatts von 13.04.2022 hin:
Hamburger Abendblatt Hamburg – 13.04.2022
Von: „Paech“
Betreff: [linke-ak-nahost] Fwd: Die Vernunft des Generals
Liebe Freunde, dies stand gestern im Hamburger Abendblatt vom stellvertretenden Redaktionschef Iken.
Frohe Ostern, Norman
Die Vernunft des Generals
Verkehrte Welt: Pazifisten wollen die Ukraine aufrüsten – und nur noch Militärs warnen
Die Vernunft des Generals
Es ist nur wenige Wochen her, da verstand sich Deutschland als Friedensmacht. Die Nation in der Mitte Europas, die zwei Weltkriege angezettelt hatte, verwandelte sich in ein Land der Pazifisten: Zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in die Verteidigung zu investieren hielten wir für Trumpismus. Wir waren stolz darauf, die Bundeswehr kurz und klein gespart zu haben. Ja, wir wollten keine Großmacht mehr sein, höchstens noch eine moralische Großmacht. Seit dem Überfall Putins auf die Ukraine ist alles anders. In atemberaubender Geschwindigkeit haben Politik und Öffentlichkeit ihre Positionen geräumt und behaupten das Gegenteil: Wer gestern noch jeden Mitbürger in Uniform für einen potenziellen Nazi hielt, jubelt nun ukrainischen Soldaten als Helden zu. Wer einstmals jeden Rüstungsexport für Kriegstreiberei hielt, kann heute nicht schnell genug schwere Waffen in die Ukraine liefern. Für manche war Putin gestern ein honoriger Handelspartner, heute ist er Hitler 2.0. Bei aller Wut und Empörung, die der brutale Krieg Russlands gegen die Ukraine zu Recht auslöst, überziehen die Deutschen vielleicht wieder einmal. Ihr naiver Pazifismus von gestern wandelt sich in einen naiven Bellizismus von heute. Es muss nachdenklich stimmen, wenn der ehemalige militärpolitische Berater von Altkanzlerin Angela Merkel, Brigadegeneral a. D. Erich Vad, sich nun warnend zu Wort meldet. Er bezeichnet den Export von schweren Waffen an die Ukraine als potenziellen „Weg in den Dritten Weltkrieg“. „Wir machen im Moment sehr viel Kriegsrhetorik – aus guter gesinnungsethischer Absicht“, sagt er. „Aber der Weg in die Hölle ist bekanntlich immer mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Vad klingt wie die Grünen von gestern – dafür klingen die Grünen heute wie Militärs. Die Grünen sind beileibe nicht allein – in Medien, sozialen Netzwerken, an Stammtischen oder in Talkshows drängt sich der Eindruck auf, als gehe es im Ukraine-Krieg um eine Schlacht zwischen Gut und Böse. Natürlich ist die Ukraine das Opfer und Russland der Aggressor. Aber nicht jeder Russe ist böse und nicht jeder Ukrainer ein Held. Wir empören uns über einen 15-jährigen russischen Bengel, der bei einer Siegerehrung nach einem Kartrennen den Hitlergruß zeigt – aber die Hakenkreuze des ukrainischen Asow-Regiments interessieren kaum. Dabei war es genau die rechtsextreme Kampfgruppe, die den Russen gestern einen Chemieangriff vorwarf. Bei aller notwendigen Solidarität mit der Ukraine darf nicht aus dem Blick geraten: Jeder Krieg ist monströs und mörderisch. „Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan – so neu ist das alles nicht“, sagt Vad. „Damit verglichen, fällt Putin nicht aus dem Rahmen.“ Das sagt ein ehemaliger Brigadegeneral. Er hat recht: Der völkerrechtswidrige Angriff der USA auf den Irak 2003 kostete Zehntausende Zivilisten das Leben. Man sah sie nur nicht. Bei der Befreiung Kuwaits 1991 begruben US-Bulldozer Tausende von irakischen Soldaten bei lebendigem Leib im Schützengraben. Davon erfuhr die Welt nichts, wohl aber von irakischen Soldaten, die in Kuwait 1990 Frühgeborene aus ihren Brutkästen rissen. Nur, das Letztere war frei erfunden. Das erste Opfer in jedem Krieg ist die Wahrheit. Wir müssen uns hüten, dass die Vernunft nun ihr zweites Opfer wird. Natürlich ist verständlich, dass die Ukraine Deutschland moralisch unter Druck setzt. Aber unser Interesse ist keine Eskalation des Krieges, sondern ein Weg zum Frieden. Damit steht Deutschland nicht allein: Es geht um die Zukunft Europas, es geht wegen der Weizenernte um das Überleben von Millionen Menschen in Afrika, es geht um den Weltfrieden. Wege nach einer Konfliktlösung sind kein Appeasement. Sondern bitter nötig.Die Vernunft des Generals
Ähnliche Beiträge
Über admin
Hausarzt, i.R., seit 1976 im der Umweltorganisation BUND, schon lange in der Umweltwerkstatt, seit 1983 in der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW (www.ippnw.de und ippnw.org), seit 1995 im Friedenszentrum, seit 2000 in der Dachorganisation Friedensbündnis Braunschweig, und ich bin seit etwa 15 Jahren in der Linkspartei// Family doctor, retired, since 1976 in the environmental organization BUND, for a long time in the environmental workshop, since 1983 in the medical peace organization IPPNW (www.ippnw.de and ippnw.org), since 1995 in the peace center, since 2000 in the umbrella organization Friedensbündnis Braunschweig, and I am since about 15 years in the Left Party//
Dieser Beitrag wurde unter
Blog veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den
Permalink.