Mo, 22. April 2013
Danach hielt der Direktor des AIC (Alternative Information Center) Nasser Ibrahim einen Einführungsvortrag zur Situation (Mauer, etc.). Er ist Master in Internationaler Kooperation und schrieb ein deutsches Buch: „Kleine Träume von Palästina“.
Ideologische Aspekte:
- Juden, Israel, Zionismus seien verschiedene Dinge.
Er ist Muslim und Marxist, die Religion würde von den Muslimen respektiert, es gibt auch palästinensische Juden, alle seien Semiten wie die Juden, sie neigen daher nicht zu Antisemitismus.
- Zionismus ist eine politische Bewegung wie die Muslim-Bruderschaft, der plant, die palästinensische Bewegung zu kontrollieren. Unser Gott ist Palästina. Die Palästinenser waren hier vor jeder gegenwärtigen Religion, ohne dabei auf politische oder religiöse Aspekte zu achten. In all unserer Geschichte kämpften wir dafür, frei zu bleiben. Erst die zionistische Bewegung startete das religiöse Argument. 1907 trafen sich sieben koloniale Mächte, weil das Ottomanische Reich kollabieren würde. Sie beschlossen drei Punkte: 1. die Teilung der arabischen Staaten, 2. die Verhinderung der Vereinigung, 3. die Schaffung eines Pufferstaates. Sie schufen danach die arabischen Staaten Libanon, Syrien und Jordanien. Danach erlaubte Britannien eine Heimstätte für Juden und schuf die Mär von “Land ohne Bevölkerung für ein Volk ohne Land.“
Britannien verweigerte die Verantwortung. Sechs Millionen Palästinenser sind Flüchtlinge. 1967 gab es noch einmal 300.000 Flüchtlinge. Mit den besetzten Gebieten verletzen die Zionisten internationales Recht. Sie nutzen das Argument des jüdischen Leidens, um ihre Taten zu rechtfertigen, sie ergreifen keine wirkliche Friedensinitiative, sie beschäftigen sich nicht mit den politischen Grundlagen.
Nachdem Obama seine berühmte Kairorede gehalten hatte, antwortete Netanyahu sieben Tage später.
Er sagte, sie wollten Frieden. Da seien nur einige kleine Punkte, die vorher geklärt werden müssten. Das Recht auf Rückkehr könne nicht akzeptiert werden, ganz Jerusalem sei natürlich die Hauptstadt von Israel und die Palästinenser müssten auf terroristische Akte verzichten. Mit solchen Erklärungen sei kein Frieden zu erreichen. Es würde gern von Israelis behauptet, dass die Palästinenser von Natur aus Terroristen seien. (Z. B. mit den roten Warnschildern vor den A-Zonen, wo Israelis verboten wird, diese Gebiete zu betreten.) Es sei aber so, dass Menschen unter Besatzung ein Recht auf alle Formen des Widerstands haben, um wieder ihre Freiheit zu erlangen. Davon sind 90% gewaltfrei. Israel nennt das „gewaltfreien Terror“.
Es handele sich um eine Verdrängungsbesatzung, und Generationen haben keinen Tag der Freiheit mehr erlebt. Die israelische Besatzung kontrolliert das Wasser und das Land, wobei sie von kollaborierenden Palästinensern unterstützt würden. (Es gab bei allen Besatzungen Kollaborateure, z.B. in Frankreich unter deutscher Besatzung.) Schon allein die Existenz der Palästinenser bedeutet Widerstand. In 65 Jahre hat eines der stärksten Länder der Welt die Verdrängung der Palästinenser nicht geschafft.
Es wird behauptet, Israel vertrete die europäischen Werte und Palästina tue dies nicht. Die Mauer dient nicht der Sicherheit, sie diene als Grenze der Kulturen. Auf der einen Seite die zivilisierte Welt, („Villa im Dschungel“ z. B.: http://www.sueddeutsche.de/politik/anti-demokratische-gesetze-in-israel-medien-aktivisten-staatsfeinde-1.1227421 und http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16170 ) auf der anderen die Barbaren. Israel biete uns keinen Frieden, es bietet einen Rambo-Frieden.
Diskussion: Rückkehr in ihre Heimat soll ermöglicht werden, Zwei-Staatenlösung, lasst uns dies mit demokratischen Mitteln erreichen. Vom AIC gibt es seit 25 Jahren ein Büro in Jerusalem, sie haben wöchentliche Treffen. Ich wies darauf hin, dass Israel in seiner Politik im Wesentlichen von den USA und Deutschland gestützt wird. Laut dem norwegischen Friedensforscher Johan Galtung, der schon die Auflösung der Sowjetunion vorausgesagt hatte, wird die USA spätestens 2020 zu einer zweitrangigen Macht werden. Danach würde voraussichtlich die Mehrheit in der UN ausschlaggebend sein. Ohne materielle und poltische Unterstützung ist Israels Besatzungspolitik nicht zu halten.
Nasser Ibrahim antwortete, Europa habe das Problem geschaffen, und es lasse sich in seinen Interessen von den USA dominieren, die auf Katar und Saudi-Arabien setzten. Israel könne nicht den Holocaust an den Juden als Rechtfertigung für einen neuen Holocaust an den Palästinensern verwenden. Er sei ganz im Gegenteil Grund, dies nie wieder geschehen zu lassen.
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