Rede von Reiner Braun, Ostermarsch 2023: wie Frieden, gegen Spaltung! https://wp.me/paI27O-4BL
Und der ausführlichere Bericht: Ostermarsch 2023 https://wp.me/paI27O-4wv
https://helmutkaess.de/rede-von-reiner-braun-ostermarsch-2023-in-braunschweig-wie-frieden/
Rede Reiner Braun, Ostermarsch 2023 in Braunschweig
Und hier ist der Text verschriftlicht:
Liebe Friedensfreundinnen und Freunde
Der Ostermarsch hat eine lange Tradition. Und jede Tradition ist mit einem Lied verbunden, was wir alle kennen: „Marschieren wir gegen den Osten? Nein, Marschieren wir gegen den Westen? Nein, … Wir marschieren für eine Welt, die von Waffen nichts mehr hält!“
Wann war dieser Spruch vielleicht wichtiger und bedeutender und herausfordernder als heute? … (Ja, genau!) und deswegen ist es toll, dass ihr heute, am Ostersamstag, hier seid.
Weil, wenn nicht gegen Osten marschiert werden soll, dann müssen wir das verhindern! Und wir sind doch dafür und werden alles tun, um das zu verhindern.
Und wir wissen doch, dass die, die für den Frieden eintreten, nicht bei allen beliebt sind. Jetzt muss ich auf meinen Zettel gucken, um als die wunderbaren Begriffe zu behalten:
„Lumpenpazifisten, militaristische Bellizisten, Second-Hand-Kriegsverbrecher, gewissenlose Manifestbetreiber, Betreiber der Geschäfte Putins“ DAS „SIND“ WIR, obwohl wir das alle nicht sind, sondern nur ein einziges Ziel haben, und das heißt FRIEDEN. Und deswegen werden wir so angegriffen.
Wir haben doch alle ein bisschen was aus der Geschichte gelernt: In den achziger Jahren hat die Friedensbewegung die herrschende Politik völlig überrollt! Wir waren 300.000 im Hofgarten, da hatte die Politik das noch nicht mitbekommen. Danach haben sie sich aber strategisch drauf eingestellt. Und die sagt auch „Nie wieder“. Und deren nie wieder heißt: Nie wieder Millionen im Hofgarten auf der Straße und das muss man verhindern.
In den achziger Jahren hat die Friedensbewegung die herrschende Politik völlig überrollt! Danach haben sie (die Herrschenden) sich aber strategisch drauf eingestellt. Und die sagen auch „Nie wieder“. Und wie macht man das? Man macht das, indem man die Bewegungen von Anfang diskriminiert und diffamiert und mit Lügen überhäuft und mit Vorwürfen. Das ist deren Lehre aus dem Erfolg der achziger Jahre. Und das haben die verdammt gut gelernt. Und leider muss ich sagen, es sind manche von uns so dumm und fallen auf deren Spalterabsichten herein! Und tragen sie teilweise mit.
Und daher brauchen wir eine einheitliche Friedensbewegung gerade jetzt, wo wir vor dem dritten Weltkrieg stehen. … Und das ist kein Gerede mehr, dafür gibt es harte Fakten! Was soll den noch passieren? Jetzt haben wir Leos geliefert, als nächstes liefern wir die Flugzeuge, und dann? Weil die Ukraine keine Soldaten mehr hat, schicken wir entweder Natotruppen, vielleicht als Erste die polnischen und die baltischen, und dann auch die Atomwaffen: Wer immer auf welcher Seite auf den Knopf als erstes drückt … Wer immer auf welcher Seite auf den Knopf als erster drückt … Das ist die Gefahr vor der wir stehen, die Eskalationsgefahr ist riesig, und nur wir fallen ihr in die Arme!
Und dann sagen sie uns immer, in der FAZ konnte man es wieder lesen, Ja die Friedensbewegung ist erstens ein bisschen spinnert, und zweitens auch noch isoliert! Wir sind wenige und alleine. So, dann werfe ich mal einen Blick auf die Landkarte dieser Welt, auf den Globus und gucke: da sind 35 Länder, die sagen, wir sollen Sanktionen machen, und 160 Länder sind gegen Sanktionen. Ja, wer ist denn wo isoliert? Und dann gucke ich mal, wer will eigentlich Waffenstillstand und Verhandlungen, und wer will den Krieg fortsetzen. Und da bin ich auf der einen Seite bei dreißig, und auf der anderen Seite bei 170! Und das ist doch eigentlich das tolle Neue: Die Mehrheit der Länder dieser Welt ist beim Ukrainekrieg für Waffenstillstand und Verhandlungen. Und nur die kleine Minderheit der Natokrieger will das verhindern. Und deswegen fühle ich mich wohl an der Seite der Mehrheit dieser Regierungen. Ich fühle mich wohl an der Seite von Lula, ich fühle mich wohl an der Seite von Ländern, die verzweifelt versuchen, auch in den Vereinten Nationen den Friedensgedanken voranzutreiben, und diese Koalition, die Koalition der Länder und der Friedensbewegung, das ist die Koalition, die die Nato und die Kriegstreiber zum Frieden zwingen kann und deswegen dürfen wir nicht auf uns gucken, sondern auf die Welt und wie sie sich verändert hat. Und lasst uns bitte nicht unterschätzen, was in der Welt in den letzten Jahren passiert ist. Europa ist der Juniorfortsatz der Vereinigten Staaten von Amerika geworden. Spätestens mit diesem Krieg. Wir haben die Eigenständigkeit EU-Europas, die es sowieso nie richtig gegeben hat, vollständig aufgegeben. Was haben wir aber stattdessen? Wir haben stattdessen eine Zusammenarbeit von Ländern, die für Entwicklung und Frieden stehen! Das sind die Länder der BRICS-Staaten und alle möchten Mitglied bei Brics werden! Da gibt es eine ganz lange Schlange von Ländern, die da auch mitmachen wollen. Wir haben die Shanghai Kooperation, wir haben die regionalen Kooperationen in Asien und Afrika, und diese Kooperationen, eine zentrale Kräftekonstellation, bei der China und Indien eine zentrale Rolle spielen, ob das und jetzt passt oder nicht, diese Länder sind die, die für die Entwicklung und Gestaltung unseres Planeten stehen und nicht mehr das immer noch kolonial verseuchte Europa. Das ist der untergehende und abhängige Kontinent, während die anderen Kontinente aufwachen und die Zukunft gestalten wollen. Und diese riesige, tektonische Veränderung, die müssen wir reflektieren, wenn wir wollen, dass Frieden auf dieser Welt herrscht und wenn wir gucken, wer sind unsere Partnerinnen und Partner für den Frieden. Und deswegen sage ich auch nochmal, obwohl es wahrscheinlich nicht überall populär ist, die Nato ist sicher nicht die Zukunft. Wir müssen die Nato zur Disposition stellen. Und wer glaubt, das habe ich gestern wieder gehört, die Nato sei ein Verteidigungs- und Defensivbündnis, weiß er denn überhaupt, wovon er spricht?
Also, für die Freiheit der Nato habe die Portugiesen und Spanier und die Griechen über Jahrzehnte mitleiden müssen, Defensiv? Waren sie defensiv in Afghanistan, waren sie defensiv in Libyen, das ist doch wohl mehr als zweifelhaft. Zukunftsorientiert? Mit wem denn, und wohin? Wollen sie weiter nach Osten marschieren und uns ins Unglück stürzen?
Oder zwingen wir diese Nato wieder zu einer Politik der GEMEINSAMEN Sicherheit, zu einer Sicherheit, die die Sicherheitsinteressen des einen Landes und die Sicherheitsinteressen des anderen Landes berücksichtigt und zusammenführt? Das ist der Gedanke von Willy Brandt und Olaf Palme. Und zu diesem Gedanken müssen wir die Politik in diesem Lande, die Frau Baerbock und alle diese Konsorten zwingen, sonst kommen wir da nicht hin. Frieden heißt gemeinsame Sicherheit.
Und dann kommt der Gedanke, ist denn überhaupt Waffenstillstand und Verhandlungen möglich. Da kommt als Erstes Herr Habeck und sagt, Waffenstillstand, das ist ja die Anerkennung der russischen Okkupation. So ein Quatsch! Waffenstillstand heißt nicht anderes, als dass das Töten aufhört, das tägliche Morden, das tägliche Dahinvegetieren von den armen Menschen, die in den Schützengräben liegen müssen. Hannes Wader hat uns das ja gerade vorgesungen. Waffenstillstand heißt, die VORAUSETZUNG für Frieden, die Voraussetzung für Verhandlungen, und deshalb bleibt Waffenstillstand unsere zentrale Forderung! Weil das Töten, das tägliche Morden muss aufhören. Reichen uns die 150.000 russischen und die 150.000 ukrainischen Soldaten, wollen wir mehr hunderttausende in den Gräben liegen lassen? Wenn wir das nicht wollen, müssen wir als erstes Waffenstillstand erzwingen und damit die Voraussetzung für Verhandlungen! Und dann brauchen wir doch Verhandlungen. Und dann heißt es ja: Mit Putin kann man doch nicht verhandeln! Aber ich erinnere noch einmal: Waffenstillstand heißt nicht anderes, als dass das Töten aufhört, das tägliche Morden!– Mit wem haben denn die vietnamesischen Freiheitskämpfer verhandelt im Vietnamkrieg? Die haben mit den Mördern, die die Bomben über sie heruntergeschüttet haben zu Tausenden, mit denen haben sie verhandelt! Verhandeln tue ich doch nicht mit meinem Freund, mit meinem Freund gehe ich einen saufen, Verhandeln tue ich doch nicht mit meinem Freund, mit meinem Freund gehe ich einen saufen; verhandeln tue ich mit meinem Feind und politischen Gegner, deswegen heißt verhandeln, dass die an einen Tisch kommen, die konträre Positionen haben und dann muss man versuchen, die zu einigen und gemeinsame Positionen zu finden. Alles andere ist doch Quatsch und hat mit Verhandeln nichts zu tun. Deswegen bleibt Verhandeln auf der Tagesordnung, auch wenn vielleicht am Anfang nicht alle verhandeln wollen. Da muss man den Druck für Verhandlungen überlegen, da muss man überlegen, was kann man vor großen Verhandlungen machen, was sind die nächsten kleinen Schritte, so wie Getreideabkommen, so wie er Austausch von gefangenen Soldaten, um auch zu letztendlichen Verhandlungen zu kommen. Das muss das Ziel sein: Waffenstillstand und Verhandlungen. Alles andere heißt: Krieg, Tod und Verderben! Deshalb bleibt unsere zentrale Forderung: Waffenstillstand und Verhandlungen!
Und jetzt wende ich mich noch mal an Euch: Erreichen tun wir das nur, wenn wir diese Gedanken weiterverbreiten. Wenn wir dafür werben, dafür eintreten und mehr werden. Wenn wir das Gespräch mit Freundinnen, Freunden und Kollegen, das Gespräch auch mit noch anders denken suchen. Und dafür eintreten: Bitte, lasst uns viele Differenzen zurückstellen und für Verhandlungen werben! Dafür brauchen wir eine große starke Friedensbewegung, dafür brauchen wir Euch alle und deswegen ist dieser Ostermarsch einmal wieder ein Zeichen dafür, dass man uns nicht klein kriegt, aber auch ein Zeichen dafür, dass wir noch mehr werden müssen, dass wir noch stärker werden müssen, um den politischen Gegner zu Waffenstillstand und Verhandlungen zu zwingen. Deswegen, schöner Auftakt, schön, dass Ihr hier wart, macht mit uns die Friedensbewegung noch stärker, noch einiger, wir schaffen es auch diesmal wieder. Waffenstillstand und Verhandlungen jetzt!
Herzlichen Dank, dass Ihr hier wart!
______________________