Solidaritätsreise nach Palästina + Israel
Reiseablauf:
Fotos Auslese: https://picasaweb.google.com/115109311005248499349/AusleseIsraelPalastina?authkey=Gv1sRgCICV6srGsa-eOA#
Am Ende des Berichts noch alle meine Fotolinks
Kurzübersicht:
Do, 18. April 2013 Fahrt/Ankunft
Fr, 19. April Frau Grünert/Bethlehem Rania Salsaa/ Mohamed/
Sa, 20. April Jerusalem/Altstadt/Reuven Moskovitz/
So, 21. April Jordan/Totes Meer/ Haus von Majed Nasrallah
Mo, 22. April Beit Sahour/Nasser Ibrahim/ Holzwerkstatt Odeh/ und Abendessen bei Rishmawis
Di, 23. April Jerusalem/Connie Hackbarth/Damaskustor/ Kloster Cremisan/ Ronny Hammermann
Mi, 24. April Hebron/Dahers Weinberg/
Do, 25. April Taybeh/ orthodoxe Kirche bei Nablus/ Ankunft Tabgha
Fr., 26. April – Di., 30. April See Genezareth/ Brotvermehrungskirche/ Todesfall/ Berg der Seligpreisungen
Do, 18. April 2013 Fahrt/Ankunft
Bustransfer nach Berlin (mit „Rühe-Reisen“ aus Liebenburg)
Abfahrt: 3.40 Uhr, Wolfenbüttel, Edeka-Markt Neuer Weg
4.00 Uhr, Gemeindehaus BS-Heidberg
Abflug Berlin-Tegel: 10.25 Uhr mit Air-Berlin (Flugnr. AB 8902)
Ankunft Flughafen Tel Aviv 15.25 Uhr (Ortszeit)
Bus-Transfer nach Beit Jala mit „Aluna – Tours“
Ankunft inTalitha Kumi (von deutschen Christen finanziertes und betriebenes Zentrum für israelische und palästinensische Kinder und Jugendliche) ~ 17.00 Uhr
Abendessen, Relaxen
Fr, 19. April Frau Grünert/Bethlehem Rania Salsaa/ Mohamed/
Besichtigung und Info über das Zentrum Talitha Kumi durch die Verwaltungschefin Frau Grünert: sie erzählte, dass die Einnahmen des Gästehauses einen wichtigen Pfeiler für die Finanzierung der Schule darstellen; zusätzlich existiert ein großer Freundeskreis, der das Zentrum mit Spenden und symbolischen Patenschaften unterstützt; 1000 Kinder gehen hier zur Schule, lernen u.a. Deutsch und machen das gleiche Abitur wie in Deutschland; auch die Schmidt-Schule (Ort des ersten Talitha Kumi-Zentrums) gegenüber vom Damaskustor in Jerusalem ist deutsch; im ersten Gebäude, das 1816 von einem christlichen Kardinal als Schule für höhereTöchter zur Verbesserung derer Chancen gebaut wurde, befindet sich auch heute noch ein Mädcheninternat; ursprünglich waren nur Christen zugelassen, jetzt ist die Hälfte christlich, die Hälfte muslimisch; das Schulgeld beträgt 1200 € pro Jahr, aber es gibt ein ausgiebiges Sozialprogramm; außerdem gibt es eine Hotelfachschule mit z. Zt. 60 Teilnehmern, die mit einem Diplom abschließt; den Kindergarten besuchen 120 Kinder, die danach in der Regel in die Schule gehen, die einen Abiturabschluss anbietet; der Kindergarten wird von Kindern zwischen 3 bis 6 Jahren besucht und hat 2 Vorschulklassen; in diesen lernen Kinder in kleinen Gruppen täglich ½ Stunde Deutsch und Englisch, lateinische Buchstaben und deutsche Lieder; die palästinensischen Kinder sind stärker in den Sprachen als die israelischen, denn mit deutschem Abitur gibt es bessere Zukunftsperspektiven für sie; die Finanzierung des Zentrums bezeichnet sie sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart als kleines Wunder; besonders gegen die Vertreibung der Palästinenser brauchen sie die Unterstützung von außen.
Ich erzählte, dass ein guter Bekannter von mir, der aus Gaza stammt und mit seiner Familie in Braunschweig lebt, wieder zurück will, nachdem er in Braunschweig ein Mietshaus gekauft hat, um in Palästina von den Mieteinnahmen zu leben.
Danach Taxi-Fahrt nach Bethlehem, wo wir uns
mit Frau Rania Salsaa, einer Palästinenserin vom Internationalen Begegnungszentrum Diyar in Bethlehem neben der Evangelischen Weihnachtskirche trafen.
www.foerderverein-bethlehem.de
Sie arbeitet als Lehrerin im Zentrum Talitha Kumi und engagiert sich zusätzlich im Begegnungszentrum Diyar. Dort finden unterschiedliche Aktivitäten statt, u. a. wurde ein palästinensischer Reiseführer produziert, für Kinder werden Karate, Ballett, Kunst, Schwimmen und Musik angeboten und zusätzlich Seniorenarbeit und Frauensport.
Die palästinensischen Lehrer und Kursleiter müssen arbeiten bis zum Umfallen und es gibt keine Krankenversicherung für alle. Sie selbst wird ab 60 keine Krankenversicherung mehr haben. Es nehmen auch viele Christen an den angebotenen Veranstaltungen teil. Bethlehem und Ramallah haben christliche Bürgermeisterinnen. Heute Morgen stand in der Jerusalemzeitung: die Mauer soll die Grenze zwischen Palästina und Israel sein, ist aber illegal im palästinensischen Gebiet errichtet. (in Deutschland ist ja die Mauer verschwunden, so wie die Apartheid in Südafrika verschwunden ist. Juden in aller Welt und zunehmend auch in Israel sind gegen die Apartheid, zB Rolf Verleger und Miko Peled, der Film „Töte zuerst“ = „the gatekeepers“ = „Shin Beth“ ist hervorragend. Im Juli 2012 lief Dror Morehs Dokumentarfilm “Shomrei Hasaf” deutsch: „Töte zuerst!“ in den israelischen Kinos an. )
Wir klammern uns an die Hoffnung.
Als Lehrerin hat sie schlecht geschlafen, sie muss die Gedanken an die Politik wegsperren, um die Arbeit mit Kindern zu schaffen und Positives weiterzugeben, um Hoffnung zu schaffen. So wie die Friedenspolitik in der DDR sich in den Kirchen sammelte. Und wenn morgen die Welt untergeht, wollen wir noch einen Olivenbaum pflanzen…
Sie ist der Meinung, dass es eine politische Lösung geben muss, die nicht immer durch die Staaten und Organisationen mit Geldern zugestopft werden dürfe. Die Prinzipien der GIZ, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit seien wichtig. Alle möglichen Europäer sind beteiligt, denn bei den Palästinensern ist bei den momentanen Verhältnissen unter den Bedingungen der Besatzung keine politische Opposition möglich. Es gibt die Fatah und die Hamas, die Linke schläft. Es gibt viele Organisationen in Israel, z.B. „Breaking the silence“(Die Soldaten, die über ihre Erfahrungen in der Westbank sprechen). Nach ihrer Meinung geht es darum, den Teilungsplan einzuhalten, vorübergehend eine Zweistaatenlösung zu schaffen, dann am Beispiel Europas, nach 5-10 Jahren, eine Föderation zu erzeugen (siehe in dem Foto: folgende Lösungsmöglichkeiten: eine Zwei-Staaten-lösung, eine Ein-Staatenlösung, eine Föderation, eine Konföderation, eine Schweizer Kantonslösung).
Sie hält Spenden an die lutherischen Institutionen für sinnvoll, die gute Projekte anbieten, während es mit den politischen Institutionen immer schlimmer würde und sie davon abrate, diese zu unterstützen.
Die von Christen initiierten und unterhaltenen Projekte Talitha Kumi, Diyar, Newe Shalom, Abrahams Herberge sind positive Beispiele, wo das Zusammenleben von Juden, Muslimen und Christen praktiziert wird. Wichtig sei Solidarität, sodass die Palästinenser das Gefühl haben, „wir haben jemanden, der an mich denkt“; und dass die Touristen kommen und realisieren, hier leben seit der Zeit von Jesus Christen. Religion könne den Menschen Halt geben. Eine politische Lösung sei nur durch Änderung der Haltungen von den USA und Europa möglich. Die fundamentalistischen Christen würden eine wichtigere Rolle für die Unterstützung des Apartheidsystems spielen als die Juden in USA. (Angemerkt wurde aus unserer Reisegruppe, der Kirchentag in Deutschland sei so beschämend gewesen wegen seines isolierten Blicks.) Sie selber sei Schülerin in Talitha Kumi gewesen, voriges Jahr hätte sie 20-jähriges Abitur gehabt. Sie habe in Köln Deutsch und Geschichte studiert und in der Erwachsenenbildung gearbeitet und lebte 9 Jahre in Deutschland. Vor 10 Jahren sei sie zurückgekommen, habe in ihrer Familie gelebt, arbeite als Lehrerin in Talitha Kumi. Sie meine, dass man seit den Nürnberger Prozessen auf das eigene Recht pochen und jedes Unrecht beim Namen nennen müsse.
Sie habe keinen Ehemann und keine Kinder.
Danach individueller Gang durch die Stadt: Geburtskirche, Altstadt
Nach einem Mittagsimbiss trafen wir uns im Hotel „Abrahams Herberge“ mit angegliederter Jungenschule mit Mohammed ?, der einen Vortrag hielt.
Er sagte, dass die „Boys Group” von ursprünglich 80 auf 8 Schüler verkleinert worden sei und auch diese aufhören müssten und dann auf der Straße landen würden. Er hoffe nur auf den Abschluss von zwei Abiturienten, die gute
Noten hätten. Im dazugehörenden Abrahams Tent gebe es noch 120 Kinder. Es gibt sechs lutherische Kirchen, eine in
Talitha Kumi. Die Christen stellen einen Anteil von 2% der Bevölkerung, (ein anderer sagte 1,4%). Dieser schrumpfe sei wegen häufigem Wegzug, denn die Christen haben bessere Möglichkeiten dazu als die Moslems. Er sei Moslem. 1942 war sein Vater 21 und landete in einem “refugee camp“ in der Westbank. 1956 schuf die UN einigen Raum für die Flüchtlinge. Z. Zt. gebe es fünf Millionen Palästinenser in Palästina, außerhalb sechs Millionen. (Bei Anderen wurde von 6 Millionen Palästinensern in Palästina gesprochen)
In dem Gebiet von Bethlehem gibt es 22 (illegale) Siedlungen Israels. Die Soldaten dringen auch in A-Areas ein und haben unbegrenzten Zugriff auf die C-Regionen. Es gebe nur 2x im Monat Wasser für die Palästinenser, während die Juden immer Wasser bekommen, weshalb die Palästinenser alle Wassertanks haben.
Die Juden seien der Meinung, das ganze Land sei nur für Juden da, das Land sei aber für alle. Er befürchtet deshalb eine dritte Intifada z. B. ab dem 15.5., dem Gründungstag für Israel. 200 palästinensische Gefangene seien schon seit der Zeit vor den Oslo-Verhandlungen politische Gefangene.
Abrahams Herberge war gedacht zur Finanzierung von der Boys Schule und dem Boys Tent. Leider reichen die Einkünfte dafür nicht, wenn sich auch das Haus selbst gut trägt. Er war deshalb ziemlich depressiv. Wenn die Projekte blieben, wäre er auch bereit, zu bleiben. Er trägt sich als Alternative mit dem Gedanken, nach Chile auszuwandern, wo schon Verwandte sind.
Zwei wichtige Links: www.diyar.ps
www.foerderverein-bethlehem.de
Sa, 20. April Jerusalem/Altstadt/Reuven Moskovitz/
Am Morgen traf der vielen Mitgliedern von früheren Reisen altbekannte palästinensische Reiseführer Majed Nasrallah auf die Gruppe. Wir fuhren mit einem Kleinbus um 10:00 ab, von Talitha nach Jerusalem und dort auf den Ölberg. Von dem Aussichtpunkt wanderten wir zur Dominus-flevit-Kirche („Der Herr weinte“-Kirche) hinunter, wo wir eine Gruppe von Tansaniern trafen, dabei war die Frau von Nyerere, dem früheren Präsidenten von Tansania. Arnold Kiel aus unserer Gruppe, ein berenteter Pastor, begrüßte sie, er war 15 Jahre in Tansania (Kilimandscharo).
Wir besuchten den Garten Gezemane, die Kirche der Nationen, das Stefanustor bzw. Löwentor, dann in der Altstadt die Via dolorosa, und einige die Grabeskirche. Wir bekamen in dem Lokal Fountaine gute Falafel zu essen und besuchten danach die Erlöserkirche. Dort gab es Ausgrabungen von vor einigen tausend Jahren und ein Museum. Ich stieg über eine sehr enge Treppe auf den Turm mit sehr gutem Ausblick (Fotos). Dann verließen wir über das Damaskustor die Altstadt. Bei der Schmidt-Schule trafen wir uns mit Reuven Moskovitz. Zuerst stiegen wir mit ihm auf das Dach der Schule, danach saßen wir mit ihm in einem Raum, wo er uns viel erzählte und ich dann sein Buch kaufte „Der lange Weg zum Frieden“.
Danach Rückkehr nach Talitha mit dortigem Abendessen.
So, 21. April Jordan/Totes Meer/ Haus von Majed Nasrallah
Geplant war eine Fahrt mit Kleinbussen nach Battir zum Wandern (Organisation: Majed Nasrallah), aber wegen Dauerregen in der Nacht war es recht kalt und die Wege zu rutschig, weswegen wir stattdessen zum Toten Meer fuhren. Anfangs scheiterten wir an einem Marathonlauf, der uns etwa eine Stunde Zeit kostete, weil ein Umfahren über Bethlehem notwendig war. Dann vorbei an Jerichow und wir besuchten am Jordan einen möglichen Ort der Taufe Jesu?. Dort schoss ich viele Fotos und man sah über den knapp 10m breiten Fluss nach Jordanien hinein. Dort fanden auch Taufen in weißen Gewändern statt.
Dann fuhren wir weiter zum Toten Meer, wo die Gelegenheit zum Baden bestand. Wir hatten einen großartigen Blick auf die andere Seite des Toten Meeres nach Jordanien und einen scheinbar endlosen Blick nach Süden auf das Meer. Ich nahm das übliche Bad auf dem Wasser, das flüssiger als erwartet war bei Wind und aufgewühlten Wellen. Man kann sich auf den Rücken legen und mit ausgestreckten Armen und Beinen relativ stabil liegen. Einige stürzten auch mit dem Gesicht ins Wasser, was mit heftigem Brennen der Schleimhäute und Augen „belohnt“ wurde. Der Schlamm und das Klima gelten als heilend für Hauterkrankungen.
Dann Rückfahrt zum Haus von Majed Nasrallah in Beit Jala, dem Ort, in dem auch wir in Talitha Kumi wohnten. Gutes Essen, Kennenlernen der Frau und von zwei Söhnen. Besuch in der Olivenholzwerkstatt von Majed, wo wir Olivenholz-schnitzereien gezeigt bekamen. Danach gingen wir mit Orientierungsschwierigkeiten nach Talitha Kumi, da wir keine Karte von Beit Jala hatten.
Ich wurde von Herrn Kramer angesprochen, der einen Rückfall einer Erkrankung hatte und unter hohem Fieber litt.
Mo, 22. April Beit Sahour/Nasser Ibrahim/ Holzwerkstatt Odeh/ und Abendessen bei Rishmawis
Herr Kramer hatte morgens 39,6° Fieber und ich begleitete ihn zum Arzt, wo er das notwendige Medikament bekam und in der Folgezeit genas. Ich stieß zum vom AIC ausgerichteten Mittagsimbiss in Beit Sahour wieder zur Reisegruppe dazu.
Danach hielt der Direktor des AIC (Alternative Information Center) Nasser Ibrahim einen Einführungsvortrag zur Situation (Mauer, etc.). Er ist Master in Internationaler Kooperation und schrieb ein deutsches Buch: „Kleine Träume von Palästina“.
Ideologische Aspekte:
- Juden, Israel, Zionismus seien verschiedene Dinge.
Er ist Muslim und Marxist, die Religion würde von den Muslimen respektiert, es gibt auch palästinensische Juden, alle seien Semiten wie die Juden, sie neigen daher nicht zu Antisemitismus.
- Zionismus ist eine politische Bewegung wie die Muslim-Bruderschaft, der plant, die palästinensische Bewegung zu kontrollieren. Unser Gott ist Palästina. Die Palästinenser waren hier vor jeder gegenwärtigen Religion, ohne dabei auf politische oder religiöse Aspekte zu achten. In all unserer Geschichte kämpften wir dafür, frei zu bleiben. Erst die zionistische Bewegung startete das religiöse Argument. 1907 trafen sich sieben koloniale Mächte, weil das Ottomanische Reich kollabieren würde. Sie beschlossen drei Punkte: 1. die Teilung der arabischen Staaten, 2. die Verhinderung der Vereinigung, 3. die Schaffung eines Pufferstaates. Sie schufen danach die arabischen Staaten Libanon, Syrien und Jordanien. Danach erlaubte Britannien eine Heimstätte für Juden und schuf die Mär von “Land ohne Bevölkerung für ein Volk ohne Land.“
Britannien verweigerte die Verantwortung. Sechs Millionen Palästinenser sind Flüchtlinge. 1967 gab es noch einmal 300.000 Flüchtlinge. Mit den besetzten Gebieten verletzen die Zionisten internationales Recht. Sie nutzen das Argument des jüdischen Leidens, um ihre Taten zu rechtfertigen, sie ergreifen keine wirkliche Friedensinitiative, sie beschäftigen sich nicht mit den politischen Grundlagen.
Nachdem Obama seine berühmte Kairorede gehalten hatte, antwortete Netanyahu sieben Tage später.
Er sagte, sie wollten Frieden. Da seien nur einige kleine Punkte, die vorher geklärt werden müssten. Das Recht auf Rückkehr könne nicht akzeptiert werden, ganz Jerusalem sei natürlich die Hauptstadt von Israel und die Palästinenser müssten auf terroristische Akte verzichten. Mit solchen Erklärungen sei kein Frieden zu erreichen. Es würde gern von Israelis behauptet, dass die Palästinenser von Natur aus Terroristen seien. (Z. B. mit den roten Warnschildern vor den A-Zonen, wo Israelis verboten wird, diese Gebiete zu betreten.) Es sei aber so, dass Menschen unter Besatzung ein Recht auf alle Formen des Widerstands haben, um wieder ihre Freiheit zu erlangen. Davon sind 90% gewaltfrei. Israel nennt das „gewaltfreien Terror“.
Es handele sich um eine Verdrängungsbesatzung, und Generationen haben keinen Tag der Freiheit mehr erlebt. Die israelische Besatzung kontrolliert das Wasser und das Land, wobei sie von kollaborierenden Palästinensern unterstützt würden. (Es gab bei allen Besatzungen Kollaborateure, z.B. in Frankreich unter deutscher Besatzung.) Schon allein die Existenz der Palästinenser bedeutet Widerstand. In 65 Jahre hat eines der stärksten Länder der Welt die Verdrängung der Palästinenser nicht geschafft.
Es wird behauptet, Israel vertrete die europäischen Werte und Palästina tue dies nicht. Die Mauer dient nicht der Sicherheit, sie diene als Grenze der Kulturen. Auf der einen Seite die zivilisierte Welt, („Villa im Dschungel“ z. B.: http://www.sueddeutsche.de/politik/anti-demokratische-gesetze-in-israel-medien-aktivisten-staatsfeinde-1.1227421 und http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16170 ) auf der anderen die Barbaren. Israel biete uns keinen Frieden, es bietet einen Rambo-Frieden.
Diskussion: Rückkehr in ihre Heimat soll ermöglicht werden, Zwei-Staatenlösung, lasst uns dies mit demokratischen Mitteln erreichen. Vom AIC gibt es seit 25 Jahren ein Büro in Jerusalem, sie haben wöchentliche Treffen. Ich wies darauf hin, dass Israel in seiner Politik im Wesentlichen von den USA und Deutschland gestützt wird. Laut dem norwegischen Friedensforscher Johan Galtung, der schon die Auflösung der Sowjetunion vorausgesagt hatte, wird die USA spätestens 2020 zu einer zweitrangigen Macht werden. Danach würde voraussichtlich die Mehrheit in der UN ausschlaggebend sein. Ohne materielle und poltische Unterstützung ist Israels Besatzungspolitik nicht zu halten.
Nasser Ibrahim antwortete, Europa habe das Problem geschaffen, und es lasse sich in seinen Interessen von den USA dominieren, die auf Katar und Saudi-Arabien setzten. Israel könne nicht den Holocaust an den Juden als Rechtfertigung für einen neuen Holocaust an den Palästinensern verwenden. Er sei ganz im Gegenteil Grund, dies nie wieder geschehen zu lassen.
Dann Besuch in der Holzwerkstatt Odeh und Abendessen bei Rishmawis, von wo wir in einer wilden Taxifahrt zurück nach Talitha Kumi gebracht wurden.
Di, 23. April Jerusalem/Connie Hackbarth/Damaskustor/ Kloster Cremisan/ Ronny Hammermann
Noch einmal fuhren wir nach Jerusalem, wo wir uns mit der israelischen Jüdin Connie Hackbarth von http://www.alternativenews.org/ trafen.
Sie sagte, dass sie das Unmögliche versuchen wolle, nämlich uns die israelische Gesellschaft in einer Stunde zu erklären.
Es sei eine rassistische Hochkultur. Die Juden brauchen ein Land, wo sie leben können. Wir sind eine koloniale Gesellschaft. Der Zionismus entstand im 19. Jahrhundert. Die Ideologie wurde am Anfang von den meisten Juden abgelehnt.
Was bedeutet es, Jude zu sein? In alten Zeiten bedeutete es, Deine Mutter war Jude und Du praktiziertest das Judentum.
Seit dem Zionismus kam es auf die ethnische Definition und die kulturelle Identität an. Die Religiösen und die Säkularen waren getrennt. Es kam darauf an, die Last zu teilen. Teilnahme am Militärdienst war sehr wichtig, Männer für drei Jahre, Frauen für zwei. Aber nur 60% der Menschen gehen zur Armee, 40% tun es nicht; zum Beispiel die Palästinenser nicht, die 20 % der Population stellen. Bisher wurde der Armeedienst als Privileg angesehen, jetzt kommen Gedanken auf, warum sollte ich die besten Jahre meines Lebens bei der Armee verbringen? Eine kleine Gruppe sagt, wegen der Besatzung. Oder um ein Anrecht auf einen Platz in der Gesellschaft zu haben. Die Säkularen sagen zu den Religiösen, wir sind nicht bereit, Euer Studium mit der Freistellung vom Militärdienst zu gewährleisten, nur die Siedler sind glücklich in der Armee. Die sind noch die alten Zionisten. Die Zahl der Religiösen in der Armee hat zugenommen. Ursprünglich wurden die Offiziere überwiegend von Kibbuz-Führern gestellt.
7% der Bevölkerung lesen Haaretz, eine der kritischsten Zeitungen von Israel. (Dort stand kürzlich, dass laut Umfrage die Mehrheit der Israelis die Araber für minderwertig halten.) Jeder Staat lehrt seine Kinder seine Ideologie, der unsere lehrt Rassismus.
( im Moment gibt es einige kritische Bewegungen mitten in der israelischen Gesellschaft: natürlich Uri Avnery, aber jetzt auch Miko Peled, im Juli 2012 lief Dror Morehs Dokumentarfilm “Shomrei Hasaf” (deutsch: „Töte zuerst!“) in den israelischen Kinos an. In Englisch„The Gatekeepers“ und dann noch, „Breaking the silence“ )
22% Palästinenser lebten vor Jahrzehnten in Jerusalem. Ihre Zahl nimmt zu trotz der Schikanen. Eine Millionen Juden aus Russland kamen nach 1991 nach Israel.
Die Siedler gehen meist nach Ostjerusalem, schlicht aus Preisgründen, z.B. nach Ma’ale Adumim in der Westbank, das hat nichts mit Ideologie zu tun. 90% der „Siedler“ leben so, die anderen kämpferischen in Hebron denken, wir wären echte Zionisten.
Das bedeutet nicht, dass sie nicht bereit wären, für ihr Haus im palästinensischen Gebiet, z. B. in Ma’ale Adumim zu kämpfen. 70% der Israelis sagen: „Keine Siedlungen mehr”, aber das internationale Recht meint natürlich alle Siedlungen in der Westbank und in Ostjerusalem. Der Konflikt ist ein internationaler, finanziert überwiegend durch die USA.
Wir können die Siedler nicht los werden, die die zionistischen Ideale hochhalten. Wir können nur vorankommen, wenn die Besatzung jetzt endet. Wie kriegen wir eine Balance im Leben der Leute hin, wie lösen wir die Probleme langfristig. Busse werden gesprengt, aber bei den Boykotten ist keiner erfolgreicher als der kulturelle, z.B. indem Künstler und Professoren es ablehnen, nach Israel zu kommen.
Politisch geschieht genau das Gegenteil. Israel ist für die OECD akzeptiert worden und die EU hat ihm schon wieder Steuer-begünstigungen erteilt.
Der Vorteil der BDS Bewegung (Boykott, Desinvestition und Sanktionen) ist, dass Du entscheiden kannst, was Du tust. Du kannst es nutzen, um die Leute aufzuklären. „Wir boykottieren nicht Personen, sondern Institutionen“. Der kulturelle und akademische Boykott ist besonders wichtig. Benutzt uns als „Juden gegen die Besatzung“, die Boykottbewegung der Juden, um den Leuten das zu erklären.
Es gab diese Diskussion auch in Südafrika. Und die „Women in Black“ brauchen unsere Solidarität.
Wir sind bereit, für die Änderung der Politik zu leiden.
Zum Teil können die Palästinenser nicht unter palästinensischen Labeln exportieren.
Connie bezeichnete sich selbst als deutsch-amerikanische Mischung.
Danach führte uns Roberto zum Damaskustor, wo wir aßen.
Dann fuhren wir zum Kloster Cremisan, trafen den Verkaufschef und machten eine Weinprobe.
Nachdem wir in Talitha Kumi zu Abend gegessen hatten, trafen wir uns mit Ronny Hammermann. Sie wuchs in Wien auf, kam 1969 nach Israel, wo sie bis zu ihrer Berentung in der hebräischen Bibliothek arbeitete.
Sie war der Meinung, dass Israel ein koloniales Denken habe. Sie gehört einer Gruppe von Frauen an, „woman against Occupation“, machsowatch@gmail.com .
Sie haben die Rollenspiele auf den Checkpoints untersucht. Seit 2001, die Intifada hatte im Dezember 2000 begonnen, gehen sie in Gruppen von 2-3 Frauen zu Checkpoints. Durch ihre Anwesenheit protestieren sie gegen diese Situation, sie beschäftigen sich viele Jahre mit der Beschränkung der Bewegungsfreiheit, bei der es drei Methoden gibt: die Checkpoints dienen nicht der Sicherheit, sondern als Mittel zur Kontrolle und Demütigung, sie können keine Attentate verhindern, ebenso die Mauer, die verbotenen Straßen, die bürokratischen Kontrollen. Diese sind schlimm, die Palästinenser brauchen Bewilligungen für das Passieren von Checkpoints, sie müssen sich an das Amt der Zivilbehörde wenden, an eine Abteilung der Armee, wie in der DDR. Es gibt 111 verschiedene Bewilligungen, z. B. für das Hospital, für medizinische Untersuchungen, für Arbeit, zum Unterrichten, um zu beten. Die Bewohner der Enklave brauchen spezielle Genehmigungen, auch, um im eigenen Hause schlafen zu können, und diese bekommen sie oder bekommen sie nicht, junge Männer ohne Frau und Kinder bekommen sie grundsätzlich nicht. Es handelt sich um eine Riesengruppe, die keine Bewilligungen bekommen. Der Sohn bekommt keine Bewilligung, der Vater bekommt sie und muss eventuell die Arbeit übernehmen. Eine israelische Palästinenserin, die mit einem Palästinenser verheiratet ist, kann nicht mit ihm zusammen leben; Leute in der Westbank bekommen seit 2006 keine Bewilligung für andere Teile, das Verbot wird jedes Jahr verlängert. Wenn sie ihr Land nicht bearbeiten können, verlieren sie ihre Rechte daran. Genehmigungen gibt es nur kurzfristig, die Kinder sind bei dem Vater, weil er die Rechte hat. Es geht um die Kontrolle. „Breaking the silence“ spricht darüber, einige sind zwischen alle Stühle gefallen. Es ist entscheidend, in welche Kategorie ein Kind gehören wird. Kinder bis 16 Jahre haben keine Ausweise, sie sollen den Geburtsschein mitführen, bei normalem Kindesverhalten ist dieser nach zwei Tagen unlesbar. Es muss immer das Original sein, in Plastik gepackt, so etwas Verrücktes, eine Schikane. Weitere große Gruppen sind die, die dem Geheimdienst als verdächtig gelten, etwa 150.000. Palästinenser gelten als gute Arbeiter, aber der Bauherr muss eine Quote einhalten, dabei ist der Palästinenser für diesen viel wertvoller als ein Fremdarbeiter. Wenn ein Palästinenser nach Hause geht, bekommt er nur für 3 Monate die Bewilligung dafür, wie in der DDR. Ähnlich verhält es sich mit der Mauer, der nachgesagt wird, dass es deswegen weniger Anschläge gäbe, was aber ein Mythos sei. Es gibt Filme, wie Frauen über die Mauer klettern, und unter der Mauer durch, um Arbeit zu finden. Die besten Krankenhäuser sind in Ostjerusalem. Dafür gibt es eine Bewilligung für einen Tag bis eine Woche. Man braucht oft einen Begleiter, aber ein junger Mann wird nicht durchgelassen, da er ein Terrorist sein könnte. Von der Westbank kommt man mit Krankenwagen nicht direkt ins Krankenhaus, nur zur Grenze, von dort muss der Transport mit einem anderen Krankenwagen fortgesetzt werden. Dabei kommt es zu lebensbedrohenden Verzögerungen. Es gibt Einspruchsmöglichkeiten (ein Teil der 250 Frauen der Bewegung haben sich darauf spezialisiert), mit drei Durchschlägen, deren Bearbeitung aber etwa ein Jahr dauert. Nur etwa 20% der Fälle werden dadurch nachträglich bewilligt. Sie dürfen nicht mehr neben den Soldaten stehen, sie stehen daher meist auf der palästinensischen Seite und rufen an. Alle sind in irgendeiner Form mit der Armee beschäftigt. Die Armee versucht, mit den Frauen gegen Besatzung zu kooperieren, wobei das vor allem die Militärs mit höherem Dienstgrad tun, während die einfachen Soldaten sie nicht leiden können, denn sie gehen ihnen auf die Nerven. Sie tragen Anstecker mit „Gegen die Besatzung für Menschenrechte“. Viele der Frauen sind auch bei den Frauen in Schwarz, die es seit der ersten Intifada gibt. Sie stellen sich auf einen ganz bestimmten Platz, wortlos mit Schreiben wie „Die Besatzung muss weg“, wobei es nicht eine trauernde Frau sein muss. Dies tun sie seit Gründung einmal in jeder Woche zu den Hauptstoßzeiten zwischen 13.00-14.00, sowas Ausdauerndes. Gibt es mediale Öffentlichkeit? Ja, sogar sehr, sie werden z. B. eingeladen. Auf ihrer Homepage veröffentlichen sie Leser- und Beschwerdebriefe über die aktuellen Ereignisse. Die israelische Öffentlichkeit ist nicht sonderlich daran interessiert. Sie persönlich hielt dutzende Vorträge in Deutschland. Sie haben auch Broschüren, Militärberichte, sie schrieb vor zwei Tagen eine kurze Zusammenfassung für die Justizministerin über Menschenrechtsübertretungen. Es gibt wunderbare Websites in Deutschland, z. B. Ahrend? und viele andere. Israel ist immer noch eine Demokratie, die beste Zeitung ist der Haaretz mit einer Leserschaft von 7%. Sie wird von den Entscheidungsträgern gelesen, hat eine gewählte Sprache, daher keine Breitenwirkung, manchmal kommen ihre Themen auch in anderen Zeitungen vor. Palästina hat eine katastrophale Wirtschaftssituation. Viele israelische Waren kommen auch nach Palästina. Bei einem Offizier, der sie einlud, stand an der Wand: „man soll die Bevölkerung in einem Zustand ständiger Unsicherheit halten!“
Es gibt viel Bautätigkeit, viele Taxis, eine wilde Fahrweise. Für
die meisten Palästinenser ist es viel billiger, ihre Häuser mit eigenen Händen und mit Hilfe von Familie und Nachbarn zu bauen. Korruption ist sehr häufig. Es wird eine Politik der Angst gemacht, auch mit Urängsten, es gibt eine totale Militarisierung schon an den Schulen und Kindergärten. Nurit Peled, die Schwester von Miko Peled (Buch: The Generals Son http://justworldbooks.com/the-generals-son-journey-of-an-israeli-in-palestine/ ), brachte dazu ein phantastisches Buch heraus. Nurit Peled-Elhanan: Palestine in Israeli School Books: Ideology and Propaganda in Education. Verlag: I.B.Tauris, 268 Seiten, 24,90 Euro ISBN: 978-1-78076-505-1 http://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/palaestina-in-israelischen-schuldbuechern
Es ist eine Lüge, dass Israelis nicht in die Westbank gehen dürfen, dann dürften auch keine Siedler gehen. Bei den A-Gebieten gibt es nur ein militärisches Dekret und keine Strafen und mehrere Israelis halten sich nicht daran.
Mi, 24. April Hebron/Dahers Weinberg/
Um 9.00 Uhr starten wir eine Fahrt mit dem AIC nach Hebron (Altstadt, Abrahamsgrab,..) begleitet von zwei Ahmeds:
der 1.Ahmed, „der Schwarze“, war im Bus und erzählte, Hebron sei die größte Stadt in Palästina, mit 160.000 Einwohnern, und 600.000 in der Region.
Der 2.Ahmed, „der Graue“, sagte, dass Hebron seit 1967 besetzt sei. Seit 1996 (nach der Konferenz in Oslo) gibt es Hebron 1 und 2.
In Hebron gab es für uns wieder einen durch den AIC ausgerichteten Mittagsimbiss.
Anschließend besuchten wir Dahers Weinberg mit dem Tent of Nations, wo die palästinensischen Besitzer aktuell in Zelten wohnen und in der Vergangenheit in Höhlen.
Dort erzählten uns mehrere Familienmitglieder, dass der Großvater sein dort liegendes von ihm bewirtschaftetes Land registrieren ließ. Dies haben nur wenige gemacht, da mit der Registrierung Steuerzahlungen zusammenhingen. Das rächte sich für „die Nutzer des Landes“, nicht die Besitzer.
Israel hat sich als den gültigen Staat bezeichnet, die Leute von der Nutzung abgehalten und wenn das über 3 Jahre passierte, war nach ottomanischem Recht eine Enteignung möglich und es wurden dann ganze Hügel enteignet. Wir sind der letzte Hügel in der Nachbarschaft mit palästinensischem Besitzer.
Tent of Nations ist der letzte Hügel mit palästinensischem Besitzer. Sie seien die Einzigen gewesen, die ständig dort waren: Pflanzzeit, Erntezeit, die Großeltern haben ihr ganzes Leben hier verbracht. Sie hatten auch israelische Dokumente , die sie als Besitzer auswiesen. Die israelische Verwaltung war darüber schockiert. Sie behaupteten dann, dass sie die alte Karte mit der Hand nachgemacht hätten. Deswegen mussten sie eine neue Landvermessung durchführen lassen, die sie 5000 € kostete. Sie führten 12 Jahre einen juristischen Kampf vor dem Militärgericht mit einer Ablehnung, worauf sie das oberste Gericht anriefen. Sie hätten bisher 150.000 Dollar an Gerichtsgebühren gezahlt. Siedler haben sie angegriffen, weswegen es seit 2002 eine permanente internationale Präsenz durch Volontäre bei ihnen gibt. Die Wasserbehälter und 250 Olivenbäume wurden zerstört. Europäische Juden haben ihnen 200 Bäume gesponsert und gepflanzt. Darauf wurde von der israelischen Verwaltung argumentiert, „wie viel Millionen wollt Ihr haben“. Sie antworteten, das Land ist unsere Mutter, die darf man nicht verkaufen. Jetzt bedroht sie der Mauerbau. Sie werden auf der israelischen Seite der Mauer sein. Das würde bedeuten, dass sie nach Bethlehem 5 Stunden statt 20 Minuten unterwegs seien. Städte werden zu Homelands, es ist eine frustrierende Situation, worauf man mit Gewalt, Resignation oder Emigration reagieren kann. Niemand aber kann sie zum Hass zwingen. Die Gewaltlosigkeit ist der vierte Weg. Sie schrieben auf Hebräisch, „wir weigern uns, Feinde zu sein“ und den Vers eines Psalms: „Wie schön, wenn die Geschwister zusammenkommen“. Die Frustration versuchen sie positiv zu kanalisieren. Sie planen, Brücken zu bauen, „kommen und sehen“, auch für Israelis. Sie wollen nicht in der Opfermentalität bleiben, sie müssten immer kreativ sein. Wie kann man das entwickeln? Sie haben eine 4,5kw Solaranlage, Windräder, eine Biogas- und eine Kläranlage (sie sind ja total vom Regenwasser abhängig), für die sie Hilfe zur Selbsthilfe bekamen. Die Höhlen sind im Winter warm und im Sommer kühl.
Bisher hatten sie sich von anderen abhängig gemacht, andere entschieden für uns. Jetzt machen sie jedes Jahr eine Baumpflanzaktion, sie brauchen 10€ für jeden Baum, die ersten Oliven erhalten sie nach 10 Jahren.
- Friede soll von unten wachsen, die Basis sind z. B. Camp-Aktionen für Kinder im Sommer, damit Kinder ihre Talente entdecken. Sie tun damit etwas für palästinensische Kinder. Dabei gehe es um Verständnis, nicht um Sympathie.
- eine Unterstützung der Demonstrationen gegen die Israelis ist gut, aber die Hauptaufgabe ist die Arbeit zu Hause.
- Sie tun etwas für die Frauen. Die Ehefrau eines Sohnes ist Lehrerin, sie leben in einem sehr konservativen Dorf. Es sei wichtig, dass die Frauen für einige Stunden aus dem Haus herauskommen. Z.B. skypen sie am nächsten Tag mit einer muslimisch/christlichen Gruppe aus England. Sie müssten voneinander lernen. Während der Ernte haben sie internationale Helfer im Einsatz, z.B. schickt der katholische deutsche Verein vom Heiligen Land Leute dafür. Sie sind weltweit vernetzt. Die Webseite „Woof“ vermittelt ihnen die Volontäre. 2012 hatten sie 6000 Gäste. Es gab Abrissbefehle für ihre Zelte, das Militär war von den Siedlern beauftragt worden und hatte die Straße blockiert, siehe bei www.tentofnations.org. Sie haben vor, eine Berufsschule zu gründen. Wie können sie Lehrer dafür bekommen? Ich sprach von Frau Rania Salsaa, die kannte er schon…
Rückfahrt mit dem Bus nach Talitha, anschließend freie Zeit und Abendessen dort.
Danach kam Frau Grünert und wir unterhielten uns mit ihr u.a. über Ranja Salsaa und Ronny Hammermann, die mit völlig reaktionären Schulbüchern arbeiten müssen. Sie erzählte außerdem, dass die vielen Festtage angenehm seien, das orthodoxe Ostern, Weihnachten und Karneval. Die Patriarchen aus Bethlehem seien anwesend, es gebe ein spirituelles Programm mit Musik und Diskussionen, sowie Gottesdiensten. Das Ende der Feiern wäre für sie erst gegen 4:00 Uhr morgens erreicht.
Do, 25. April Taybeh/ orthodoxe Kirche bei Nablus/ Ankunft Tabgha
Fahrt nach Tabgha mit „Aluna – Tours“ durch die Westbank
über Jerusalem, Besuch in Taybeh (christl. Dorf mit vielen Projekten) .
In Taybeh erzählte der aktuell zuständige Pfarrer etwas zur Kirche und zeigte uns eine tausendjährige Höhle.
Dann stieß sein Vorgänger, Pfarrer Raed, der inzwischen in Jerusalem lebt, dazu und erzählte: Er ist Araber, Christ und Katholik zugleich. Der Ort Taybeh wurde in der Bibel Ephraim genannt. Jesus hielt sich hier auf, um sich auf den Tod vorzubereiten. Er sagte ihn dreimal voraus. In Ephraim lebten die Samariter und die Stadt war als Refugium bekannt. Jesus wurde dort beschützt. Immer noch ist es ein Platz der Ruhe und des Gebetes. Mit Gottes Hilfe werden hier die richtigen Entscheidungen getroffen. Es gibt drei christliche Religionen hier. Zwei orthodoxe und eine katholische. Alle 1300 Bewohner sind Christen. Taybeh ist die einzige vollständig christliche Stadt im Heiligen Land.
Danach Essen im Gästehaus.
Nach dem Essen sprach er weiter zu uns. Von Galilea gelangt man nach Jerusalem entweder über die Berge oder über das Jordantal. Durch die sich am Mond orientierende Berechnungsmethode gibt es verschiedene Ostertage bei den Religionen. Gott ist die Liebe und wird das nicht so genau nehmen…
Christen gibt es 50.000 in Palästina, das sind 1,4% der Bevölkerung. Bei ihnen kommt es wie bei allen Palästinensern auf drei Dinge an:
– einen Job
– ein Haus
– eine Heirat
Ein theologisches Prinzip: die Kirche, die sich um die Bedürfnisse der Menschen nicht kümmert, ist nicht die von Jesus Christus.
Von der südamerikanischen Befreiungsbewegung hält er nichts.
Aber gib „ihnen“ Arbeit und zu essen wie Jesus bei der wunderbaren Brot- und Fischvermehrung…
Sie bekamen in Taybeh Spenden von 3 Millionen € und investierten sie. Nach drei Jahren erreichten sie den „break even point“. Nach fünf Jahren hatten sie 5-10% Gewinn. Damit unterstützen sie die Schule und finanzieren ihr Altersheim. Er studierte in Rom Philosophie, und er bewundert die Kinder, die altruistischer sind als Erwachsene. Ein guter Ratschlag: Seid wie die Kinder… Es gibt eine InternetseiteTaybeh Deutschland, siehe www.taybeh.de.
Marketingleute überlegten, was sie mit dem dort produzierten Ölivenöl alles anfangen können. Sie kamen auf das Friedenslicht. 100.000 Friedenslichter gibt es schon. Diese sollten in jeder Kirche auf den fünf Kontinenten stehen und die Leute sollten für den Frieden der Welt beten.
Mit dem Öl ist es sehr schwer. „Alter ECO“ aus Frankreich hat Ölseife gekauft und Kräutersalz, das sind Kräuter als Salzersatz. Eine Olivenpresse für 150.000 € wurde gekauft und das Öl in Flaschen von je einem halben Liter verkauft.
Sie haben als Handlungsgrundlage zwei Säulen: Kirche und Schule. In der Schule in Taybeh gibt es Koedukation mit Moslems und Mädchen und Jungen. Er ist Direktor der Caritas in Jerusalem, zuständig für Kindergarten bis zur „secondary school“ und unterschiedliche Aktivitäten. Er wirkt wie ein geschickter Geschätsmann, aber er hat eine Berufung:
die Christen wollen in Würde arbeiten. Es gibt nur noch 1300 , vor einigen Jahren waren es noch 3000. Papst Johannes Paul der Zweite spendete für sie. Dafür dankt er ihm, aber für die Zukunft sollte dies gestoppt werden.
Jeder „sei in Jerusalem geboren“ und sie werden hier immer wohnen. Sie sind die Nachfolger der Apostel, sie sind stark. „Wanted in the Holy Land“ sind eine Millionen Pilger aus Deutschland. Die Steine sind wichtig, aber wichtiger sind die Christen. Bei Lourdes geht es um die Heilige Maria, 6 Millionen pilgern jährlich dort hin, im Heiligen Jahr waren es im Heiligen Land nur 800.000. Dabei war dort nicht nur Maria, sondern die ganze Familie.
Lachen sei gut, es hilft gegen Depressionen.
Zwei Appelle: Kommt ins Heilige Land!
Jerusalem ist in uns, Frieden in Jerusalem wird zum Weltfrieden führen. Das wird ein Paradies!
Die christlichen, muslimischen und jüdischen Kinder sollen Eigeninitiative entwickeln.
Und wir sollen weitererzählen, was wir gesehen haben und die Schlüsse, die wir daraus gezogen haben, ohne Angst, denn Gott hält zu uns…
Thomas von Aquin: Gott liebt die Menschen im Himmel nicht mehr als die auf der Erde. Es gibt eine große jüdische Siedlung Eli, Shilo. Seinerzeit raubten die Raubritter die Bevölkerung aus, heute verhalten sich die Siedler entsprechend.
Dann fuhren wir weiter.
Besuch des Jakobsbrunnens mit orthodoxer sehr bunter orthodoxer Kirche bei Nablus. Dort hatte der Priester alle Bilder in der Kirche gemalt.
Der Bus brach am Eingang zum israelischen Teil vor dem See Genezareth zusammen. Es musste ein Mechaniker aus Jerusalem kommen, um ihn zu reparieren. Deshalb kamen wir erst nach 22.00 Uhr in Tabgha an.
Während der Fahrt bekam ich so wie etwa 50% der Reisegeellschaft die Reisediarrhö, sodass die Betroffenen bei einigen Unternehmungen ausfielen.
Fr., 26. April – Di., 30. April See Genezareth/ Brotvermehrungskirche/ Todesfall/ Berg der Seligpreisungen
Zeit in Tabgha mit:
– Möglichkeit zum Besuch der Heiligen Stätten am See Genezareth: Berg der Seligpreisungen, Kapernaum
Möglichkeit zu Wanderungen nach Korazim (Ausgrabungen), mit Abstieg über den Arbel. Möglichkeit zur Mietwagenleihe in Tiberias für Fahrten
z.B. nach Haifa, Nazareth, Banyas, Safed, etc.
Angebot eines Meditationstages
Tabgah ist eine Pilgerstation am See Genezareth 200 Meter unter dem Meeresspiegel. Wir hatten ja einige Tage zuvor im Toten Meer gebadet, was die tiefste Stelle der Erdlandoberfläche 400 Meter unter dem Meeresspiegel darstellt.
Die Pilgerstation wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und war gedacht zum Ausruhen und zur Einkehr. Hier verbrachten wir die letzten Tage ab Donnerstagabend mit viel mehr Erholungszeiten als im ersten Reiseteil.
Am Freitagabend kamen wir von einem Besuch der Brotvermehrungskirche zurück, als ich von Sabine dringend gerufen wurde. Ein 72-jähriger Mann war in den See geschwommen, hatte noch im Wasser mit einer Frau gesprochen und keine Krankheitshinweise gezeigt und war etwa fünf Minuten später mit dem Gesicht im Wasser treibend nahe dem Ufer gefunden worden. Ein Ehepaar fischte ihn heraus und rief um Hilfe. Mit einem Mitfahrer begann ich eine Reanimation. Ich übernahm den Part der Beatmung und machte überwiegend Mund zu Mundbeatmung. Nach gefühlten 30 Minuten, vermutlich auch real, kamen Rettungssanitäter, die schlecht und recht weiterarbeiteten („Wenn der Fachmann kommt, stirbt der Patient“). Nachher kam noch ein älterer Rettungssanitäter, und sie erreichten zumindest, dass das Herz wieder elektrische Aktivitäten zeigte. Aber nach etwa zwei Stunden wurde die Reanimation beendet und der Mann für tot erklärt. Gespräche mit Angehörigen seiner Gruppe und seiner kranken Frau liefen parallel.
Am Morgen des nächsten Tages ging ich an der gleichen Stelle selbst baden. Ich schwamm überwiegend auf den Rücken und sah mir See und Seeufer an und danach lag ich am Ufer.
Nach einem frühen Frühstück starteten wir auf den Berg Arbel mit dem „Jesusweg“. Wenn Jesus Wunder wirkte, konnte er diese schwierige, steile Route tatsächlich bewältigen, die wir nahmen, denn damals gab es wahrscheinlich weniger gute Sicherungen durch Griffe und Stahlseile als heute. Oben hatte man einen dramatischen, lohnenswerten Ausblick. Leider behauptete mein beschädigter Chip, er sei gesperrt. Ab dieser Zeit muss ich auf die Bilder meiner Mitfahrer für den Rest der Fahrt zurückgreifen.
Bei einem Besuch der Brotvermehrungskirche in Tabgah sagte der dortige katholische Pfarrer: „Gott kommt von ganz oben, indem er von ganz unten kommt.“
Die imposant große Kirche wurde an der Stelle errichtet, wo nach der Überlieferung die Brotvermehrung durch Jesus stattfand. In dem Gebiet befinden sich 7 Quellen, wovon 3 angestaut wurden, um darin schwimmen zu können. Der Mann, der dies so anlegte, war Vater eines behinderten Kindes. Die Beduinen hatten hier eine Orakeleiche. 1911 begann man mit Ausgrabungen, die durch die beiden Weltkriege gestoppt wurden. Für Tabgah wurden von deutsch sprechende, aber nicht deutsche Leute gesucht, es fanden sich zwei Schweizer Geistliche und ein kroatischer. An dem Ort gab es viel soziales Engagement, u. a. behandelten israelische und arabische Ärzte verletzte Kinder aus der ersten Intifada hier. Alleine der Aufenthalt an dem Ort und erst recht der im Wasser wirkt heilsam. Manche traumatisierten Jugendlichen hätten hier wieder zu ihrer Sprache zurückgefunden.
Auf die Frage, wie es jetzt mit den Christen hier sei, berichtete der Pfarrer von Tiberias, das inzwischen fast rein jüdisch besiedelt ist. Er selbst fühle sich dort nicht mehr wohl, weil die Stadt ausstrahle, dass die Hälfte der alten Einwohner vertrieben wurde. Es gibt noch Drusen und Muslime, die Christen haben eine Pufferfunktion. Es gab Übergriffe auf christliche Familien, drusische Gruppen brannten 100 Häuser ab und die schnelle Löschung wurde von den Israelis behindert. Damit zeigt Israel seine Machtstellung:“ Ihr braucht letztendlich unseren Schutz.“
Christliche arabische Familien sind israelisch oder muslimisch orientiert. Das Nationalgericht sowohl der jüdischen Israelis wie auch der Araber ist die Falafel. Sie wollten israelische Mitarbeiter in ihrer Gemeinde einstellen, das hat die arabischen schockiert. Über Sport, Religion und Politik darf bei der Arbeit nicht geredet werden. Mit messianischen Christen als Angestellten ging es mit den Arabern überhaupt nicht. Das waren Kanadier und ein Deutscher, die hatten etwas radikale Tendenzen. Dabei sitzen wir alle in einem Boot und die Kirche bleibt ständig in Bewegung. Er erinnerte sich gern an die Gottesdienste mit Kardinal Koch.
Wir hielten dann noch eine Andacht mit ihm , wo wir Psalmen lasen, die mich an das Gruppendenken nach dem von Ken Wilber entwickelten integrale Prinzip erinnerten, siehe http://integrallife.com/ .
Am Dienstag, 30.4. Rückreise
Pfarrer Eckehard Binder
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Thomas im Heidberg
Bautzenstr. 26 38124 Braunschweig Tel. +49 531 691055
+49 163 31 28 573 E-mail: buero@st-thomas-bs.de
eckehard.binder@gmx.de
Teilnehmer der Reise:
„Eckehard Binder“ eckehard.binder@gmx.de
„Bradt, Walter“ <walter.bradt@t-online.de>,
„Mechthild Böcher“ <m.boecher@arcor.de>,
„Christa Duesberg“ <christa.duesberg@gmx.de>,
„Sabine Gabrielson“ <Sabine.Gabrielson@gmx.de>,
„Gabrielson, Ulf“ <ulf.gabrielson@arcor.de>,
« Hampel, Ingrid » <ie.hampel@web.de>,
Kiel <arnoldchristel_kiel@t-online.de>,
„Kramer, Heiko“ <hei-kramer@t-online.de>,
„Mascher, Eva Maria“ <e-m.mascher@web.de>,
„Mascher, Berthold + Eva-Maria“ <berthold.mascher@gmx.de>,
„Regine.wolframneue“ <regine.wolframneue@gmx.de>,
„Kirsten Baier“ <kirsten.baier@yahoo.de>,
„Käss, Helmut“ Helmut_kaess@web.de
Fehlten Jens Bradt und noch einer,
Fotos:
26.-27.4.: https://picasaweb.google.com/115109311005248499349/20130427Tabgah2627
Danach stürzte meine Speicherkarte ab. Daher muss für weitere Fotos auf andere Reiseteilnehmer zurückgegriffen werden.
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