Die NATO-“Sicherheitskonferenz”:
Alle gegen China!
Zeit: Donnerstag, 13. Februar 2020 – 19:00
Diskussionsveranstaltung mit Jörg Kronauer
Im November erklärte die NATO China als neuen Gegner neben dem bisherigen Gegner Russland. Und gleichzeitig unterhalten die NATO-Staaten intensive Wirtschaftsbeziehungen mit China.
Wie geht das zusammen? Welche Widersprüche entwickeln sich hier insbesondere auch zwischen der EU unter Führung des deutschen Imperialismus und dem US-Imperialismus?
Referent: Jörg Kronauer, Journalist für „junge Welt“ u.v.a. und Mitbetreiber von german-foreign-policy.com
Veranstalter: DKP München, Ort: Komm-Treff, Holzapfelstr. 3 (Nähe Hackerbrücke)
Bücher: „Der Rivale“, über China, und „Meinst Du, die Russen wollen Krieg“
Noch 1800 hatte China 1/3 der Weltbevölkerung und 1/3 der globalen Wirtschaftskraft. Durch die hohen Steuern auf Porzellan und Tee und andere Chinesische Erzeugnisse nahm England viel Geld ein, aber China kaufte zu wenig in Europa ein. Eine Delegation Europas 1793 erreichte nichts. Dann entdeckten Britische Händler den Verkauf von Opium in China als Geschäft. Wegen Maßnahmen der chinesischen Regierung dagegen kam es erst zum Opiumschmuggel und dann zu Opiumkriegen und ab 1842 dadurch zu ungleichen Verträgen, zum Beispiel zu der Pacht von Hongkong, zum Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft und großen Flüchtlingsströmen aus China mit Chinatowns weltweit, z.B. auch in Hamburg (was durch die Nazis platt gemacht wurde).
Russland und Japan hatten sich dann auch Ländereien von China geraubt, Ferdinand von Richthofen hat China erkundet, z.B. große Kohlevorkommen bei „Tsingtau“ gefunden (Jörg K. Sprach die chinesischen Bezeichnungen sehr überzeugend aus), diese vorgeschlagen, durch eine Eisenbahn zu erschließen, auch die historische Basis der sogenannten Seidenstraße erkundet, was in Wirklichkeit eine pragmatische Basis der Erschließung Chinas überwiegend durch Landwege zum Rest der Welt ist. Tsingtau wurde okkupiert, die „Preußen“ malten einen Strich in die Landkarte, wo die Eisenbahn lang verlaufen sollte, und bauten sie ohne Rücksicht auf Dörfer oder Ahnengräber, was zu Aufständen führte, bis hin zum „Boxeraufstand“, der mit einer Expeditionsarmee durch ein großes Blutbad „ohne Pardon“ niedergeworfen wurde. Konrad Seitz, ein ehemaliger Botschafter, sagte, dass diese Ereignisse in Deutschland vergessen worden seien, sich aber diese Schande in das Denken jedes Chinesen eingebrannt hätte.
China fiel von 1/3 auf 5% der globalen Wirtschaftsleistung, hat dies aber jetzt in einer beispiellosen Erfolgsgeschichte wieder aufgeholt und ist dabei, die USA in der Wirtschaftsleistung zu überflügeln. Von 1980 bis heute haben die Schwellenländer in der Kaufkraftleistung ganz grob von knapp 40 zu über 60% gegenüber dem „Westen“ zugenommen und China allein von vielleicht 3% zu 12%? (Oder deutlich mehr??) …
Diskussion:
Ich: sehr schöner Vortrag!!! Aber es geht ja um den Kampf zwischen einer unipolaren Welt und eine multipolaren Welt und für mich um die Konsequenz der unipolaren Welt mit dem „doppelten Suizid“, dem Atomtod oder der Klimakatastrophe. Oder mit den Begriffen „Frieden, Umwelt und Soziales“, den wirklichen Interessen der Menschheit angedeutet. Johan Galtung sagte ja den Sturz der USA vom Sockel der unipolaren Welt 2020 voraus… Mal sehen…
Ein vorhergesagter militärischer Konflikt ist Wahnsinn, aus Gründen des Manifests von Russell und Einstein, also des Selbstmords der Menschheit und aus finanziellen Gründen, wir können uns aus den drei Gründen „Frieden, Umwelt und Soziales“ diesen Wahnsinn nicht mehr leisten, wir brauchen ein Jahrhundert mit einem dominierenden Schwerpunkt auf der Umwelt nach dem Jahrhundert der Ökonomie. Auch die ständige Betonung der Bedeutung von Gas und Öl ist anachronistisch, weil das zur Zeit in der Erde bleiben muss.
Andere:
Die Neue Seidenstraße bedeutet, die Verkehrswege vielfältig auszubauen.
Das Projekt China 2025 bedeutet, dass China Spitzenpositionen in allen Spitzentechnologien wie z.B. künstlicher Intelligenz erreichen will. Altmaier versucht mit Konzentration auf Europa entgegenzuhalten, z.B. bei der Telekommunikation „G6“. China droht, die „gläserne Decke“ von den USA und Europas zu durchstoßen… Aber das bedeutet für mich im Idealfall Multipolarität, natürlich im schlechten Fall, den wir auch verhindern müssen, eine neue Unipolarität…
Die deutsche Wirtschaft hat laut einer aktuellen Umfrage im Konfliktfall im Moment 50% eher für die USA gegenüber 33% eher für China gestimmt, zum Beispiel der Verband der Maschinenbauer sehen die Konkurrenz von China als gefährlich, VW dagegen ist von China abhängig…
Trump versucht, China fertig zu machen, schafft es aber im Fall von Huawei nicht. Deutschland versucht, sich zwischen den USA und China in der Mitte zu halten.
Stichwort Indopazifische Meere: die USA versuchen, China vom Süden her einzukreisen. China antwortet mit dem Projekt der Neuen Seidenstraße…
Der Vorwurf von dem „Westen“, China sei autoritär, ist mit dem Hinweis auf das autoritäre Gehabe der großen Konzerne zu beantworten… Jörg K. meint, wie auch das Publikum: „Hände weg von China“
Noch ich:
– „meine“ Definition des Systemkonflikts mit China: Bei China handelt es sich die erfolgreiche Kombination zwischen Staatskapitalismus mit Fünf-Jahresplänen…
– Johan Galtung sagte bei seinem 80. Geburtstag vor etwa drei Jahren, die USA Dominanz würde 2020 zusammenbrechen… Mal sehen, was der Rest unseres Jahres bringt…
Herzliche Grüße,
Helmut Käss
Tulpenweg
11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0049 176 577 47
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