Vortrag von Orhan Sat am Donnerstag, 16. Juni 2016 in der Volkshochschule Alte Waage 15 • im Dachgeschoss Speicher
Mit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 wurde die Türkei zum erbitterten Gegner des Assad-Regimes. Die Türkei sollte, so der Plan der NATO, gemeinsam mit Saudi-Arabien und Katar einen Regimewechsel in Damaskus herbeiführen.
Die Unterstützung Assads durch den Iran und Russland vereitelte den Plan. Inzwischen hat die NATO ihn fallen gelassen, doch Erdogan hält noch immer an ihm fest. Er entwickelt eine aggressive Politik nach außen und gegen die Kurden sowie eine autoritäre Politik im Inneren.
Vor 100 Jahren gab es die „faschistische“ Idee des Turanismus, einer „Großtürkei“, eines einheitlichen türkischen Staat mit Teilen von Russland. Diese Idee wird in der AKP aufgegriffen, bei dem Arabischen Frühling entstanden Muslimbrüder überall, die AKP dachte, sie kann die Führung übernehmen. Die Nato dachte, Syrien ist ein russlandnahes Regime, wenn es stürzt, muss der einzige russische Hafen geräumt werden. Daher wurde ein „Syrien Regime Change“ geplant, auch für eine Disziplinierung des Irans. Die Kurden in Syrien dagegen bildeten während dem Bürgerkrieg basale und demokratische Verwaltungsstrukturen, orientierten sich an den Schweizer Kantonsystemen. Im Krieg unterstützten die Nato und die EU einerseits Erdgogan wegen der obigen Gesichtspunkte, andererseits förderten sie wegen des IS aber die syrischen Kurden wegen ihrer Fähigkeit, die IS zurückzudrängen. Ein Schachzug von Erdogan besteht im Einsetzen der Flüchtlinge gegen die EU. Denn die müssen von der Westküste der Türkei nur 3 km Meer zur EU überqueren.
Bei der Diskussion wurde von Elke Schrage darauf hingewiesen, dass Erdogan die Muslime haben und die Kurden loswerden möchte. Wir möchten wieder eine Friedenspolitik der Türkei gegenüber ihren Kurden.
Sigrid Probst beklagte das gegenseitige Umbringen aus religiösen Gründen. Orhan meinte, es handele sich da um eine kriegsbedingte „religiöse Aufladung“, dass die Sunniten gegen Alawiten und Schiiten kämpften, das habe aber mit den eigentlichen Kriegsgründen wenig zu tun.
Pingback: Friedensaktionen in Braunschweig | Streiten für eine Kultur des Friedens