Flaggentag 2018 / BS
Anrede…
Sie gestatten mir, dass ich zunächst (als Projektleiter der Europäischen Aktionswochen f. e. Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima/Region BS und als ehemaliger und langjähriger Vorsitzender der Tschernobyl-Initiative in der Propstei Schöppenstedt e.V.) meinen Focus beim Thema „Frieden“ auf die beiden Super-Gau`s Tschernobyl und Fukushima lege.
In vielen Gesprächen mit Tschernobyl-Opfern betonen diese, dass die Tschernobyl-Katastrophe für sie gleichbedeutend ist wie ein Krieg. Denn, die Tschernobyl-Katastrophe hat die selben Folgen wie ein Krieg: Tod, Krankheit, Verlust der Heimat, durch Flucht, Evaku-ierung oder Umsiedlung. Auch die psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen sind vergleichbar mit den Folgen einer militärischen Auseinandersetzung. Ähnlich ist auch die Informationspolitik. In der Ukraine ist die Energiewirtschaft dem Militär unterstellt und damit gehen alle Informationen durch den Flaschenhals der Militärkontrolle (Stichwort Militärgeheimnis). Ärzte durften keinen Totenschein ausstellen, aus dem ein Zusammen-hang mit Radioaktivität zu erkennen war. Das ignorieren und verhöhnen der Opfer ist nach dem Super-Gau von Tschernobyl allerdings in einer nie dagewesenen zynischen Form zu beobachten. Die Weltgesundheitsorganisation ist in diesem Punkt -demokratisch legitimiert-
zum Schweigen und Versagen verurteilt, weil sie 1959 einen entsprechenden Vertrag mit der Internationalen Atomenergie-Organisation einging.
Die Tschernobyl-Opfer teilen Ihr Leben ein in die Zeit vor Tschernobyl und in die Zeit nach Tschernobyl. Nichts, aber auch gar nichts ist mehr so, wie es früher einmal war. Was für die Tschernobyl-Opfer gilt natürlich auch für die Fukushima-Opfer.
Der Ursprung dieses Nuklear-Desasters ist damit zu erklären, dass die Versuche, Experimente und die grandiose Unterstützung der Politik mit allem was mit der Kernspaltung zu tun hatte, ein globaler Wettlauf zum Bau einer Atombombe war. Die verheerenden Folgen der ersten Atombomben – Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki führten nur teilweise zum Umdenken und zur halbherzigen Ächtung der Atombombe. Geschickt wurde die offizielle Absicht, weiterhin mit der Kernspaltung Atomwaffen herzustellen, verschleiert. Hinter der proklamierten „friedlichen Nutzung“ der Kernspaltung zur Produktion von Atomstrom, ist die Hintertür zum Bau von Atomwaffen eingebaut.
Atomkraftwerke und Atomwaffen sind „Zwillingsbrüder“, das wissen alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen. An der Atom-Strom-Produktion halten viele Politiker (in der EU und Weltweit) fest, weil hierdurch unbemerkt von der Allgemeinheit, das Material für Atomwaffen anfällt.
Gegen die gegenwärtige Art durch Kernspaltung Energie zu erzeugen und gegen die Produktion von Atomwaffen zu sein, heißt für mich: Einstehen für den Frieden; Einstehen für die Abwehr von physischen und psychischem Schaden der Menschen; Einstehen für die Bewahrung der Schöpfung. Für uns heute und für nachfolgende Generationen.
Paul Koch, Sozialdiakon i.R. 06.07.2018
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