Rede von Reiner Braun 9.7.23

Reiner Braun https://wp.me/paI27O-4TJ:  liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,  ich lasse die Anrede so allgemein, die Bürgermeisterin hat ja die wunderbare Liste aller Gäste schon einmal vorgelesen.

Heute vor 68 Jahren, am 9 Juli 1955, stellte Jonas Rotblat und Lord Russell das vielleicht berühmteste Friedensmanifest der Geschichte, das Russell Einstein Manifest, auf einer Pressekonferenz in London vor. Einer der beiden Initiatoren lebte an diesem 9 Juli 1955 nicht mehr. Albert Einstein verstarb am 18 April 1955. Um die Entstehung dieses Manifestes rankt sich eine der vielen bewegenden Geschichten des Lebens von Albert Einstein. Lord Russell flog an diesem 18 April von Rom nach Paris. Der Kapitän des Flugzeuges sagte während des Fluges durch, der vielleicht berühmteste Wissenschaftler der Menschheit, Albert Einstein, ist verstorben. Anstelle von Trauer entfuhr Lord Russel das Wort „Mist“. Dann haben wir jetzt einen Appell entwickelt, den wir niemals veröffentlichen können. Er kam in Paris im Hotel an und diesem Hotel lag ein Briefumschlag mit der Unterschrift von Albert Einstein unter dem Russell-Einstein-Manifest, so dass dieses Manifest an den 9 Juli 1955 veröffentlicht werden konnte und sein Gang durch die Geschichte bis heute geht.

Was war die besondere Bedeutung und die Eile dieses Manifests in der damaligen Zeit?  Es war die Entwicklung der Wasserstoffbombe, eine neue Qualität des atomaren Wahnsinns in einer Zeit des heißesten Kalten Kriegs, zwei Jahre nach Ende des mörderischen Koreakrieges.

Diese Wasserstoffbomben stellten eine neue Dimension der Zerstörung,  der Atombombenmöglichkeiten dar. Ich zitiere jetzt die Bedeutung der Wasserstoffbombe in der Biographie von Sacharow, der die russische Wasserstoffbombe entwickelt und  über diese geschrieben hat.

Sacharow beschreibt den russischen Wasserstoffbombentest in seiner Biografie mit den Worten: „eine Explosion der Superlative“ und ich zitiere:  das Testgebiet lag nordöstlich 100 Kilometer vom Militärflughafen von Olienja in einer unwirtschaftlichen, arktischen Insel Novostvenja. 80.000 Quadrat-Kilometer von Steinen, Flechten und Tundra. Bereits 1955 wurden dort Atomwaffen gezündet. Die hundert Familien, die dort gelebt hatten, waren von der Regierung umgesiedelt worden. Um 11:29 wurde die Bombe in 10.500 m Höhe abgeworfen. Ein Fallschirm drosselte den Sturz, um dem Flugzeug die Möglichkeit zu geben, die Gefahrenzone zu verlassen. 188 Sekunden später erreichte die Bombe 4000 Meter Höhe,  der Zünder entfachte das Inferno. Der Lichtblitz war so hell, dass er trotz dunkler Wolkendecken noch in tausend Kilometer Entfernung zu sehen war. Die Druckwelle lässt den Luftstrom unter den Flügel in dem Moment abreißen, die zum Zeitpunkt der Explosion 45 km entfernt war, das Flugzeug stürzt 1000 Meter in die Tiefe, bevor es von dem Piloten mühsam wieder abgefangen werden konnte.  Der Feuerball dehnte sich bis in eine Höhe von 7 Kilometern aus, der Atompilz wuchs auf eine Höhe von 64 km!  Mit einem Radius von 45 km machte die Bombe, der „Zar“, alles dem Erdboden gleich. Noch in 270 km Entfernung fühlten Beobachter die Hitze der Bombe auf ihrer Haut. In Norwegen und Finnland, 1.000 km entfernt, zerbrachen Fensterscheiben. Die Druckwelle der Explosion konnte noch bei ihrer dritten Umrundung des Erdballs gemessen werden.

Wenige Tage später sagt Edward Stevenson, der amerikanische Botschafter der Vereinten Nationen, Zitat: die Welt hat einen großen Schritt getan, zurück zu Anarchie und Unheil und Untergang. Dies war die Wirkung der Wasserstoffbombe. Ähnliche Wasserstoffbomben wurden von den USA auf dem Bikini Atoll und von Frankreich im australischen Pazifik gezündet.

Dieses war aber die größte Bombe.

Ich zitiere das deswegen, um darauf hinzuweisen, dass wir heute noch immer 13.000 Atomsprengköpfe auf dieser Erde haben und in der Lage sind, jegliches menschliche Leben auf dieser Erde auszulöschen. So ist der Kerngedanke dieses Manifestes auch ein: Nie wieder zu dieser Bombe.

Lord Russell beschreibt das in seinen Memoiren, indem er aus dem Brief zitiert, den er damals in der Presseveröffentlichung vorangestellt hat, „Beiliegend überreiche ich Ihnen eine von den angesehensten Wissenschaftlern, (7 der Unterzeichner waren Nobelpreisträger,) es wird auf das absolute und nicht wieder gut zu machen Unglück, das mit einer solchen Kriegsführung verknüpft sein würde, besonders hingewiesen.  Es ergibt sich die Notwendigkeit, irgendeinen anderen Weg zu finden, auf welchem internationalen Streitigkeit beigelegt werden können. Ich hoffe zutiefst, dass sie sich öffentlich zu diesen Problem äußern werden. Es ist das Ernsteste von allen, vor welchem die Menschheit jemals gestellt worden ist.“

Ich glaube, diesen Satz hätte Lord Russell oder wer in seinem Sinne heute gegen die Bombe aktiv ist, auch heute schreiben können.

In dieser Situation, welcher die Menschheit gegenwärtig gegenüber steht, meinen wir, so Lord Russell, „dass sich Wissenschaftler zur Aussprache zusammenfinden sollten, um die Gefahren, welche auf der Grundlage der Entwicklung der Massenvernichtungswaffen entstanden sind, abzuschätzen und über die Situation im Sinne des am Ende stehenden Entwurfes zu diskutieren“.

Das ist der Hintergrund des Manifestes von Russell und Einstein, das seine Fortsetzung fand zwei Jahre später in der Gründung der Pugwash Bewegung in dem kleinen kanadischen Ort Pugwash und in dieser Pugwash Bewegung war ein wesentlicher Träger und Initiator Joseph Rotblat, der mit 96 Jahren starb. Er ist völlig berechtigter Weise 1995 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

Ich sage das zu Beginn, um deutlich zu machen, dass wir heute in einer Situation stehen, die an der Gefahrenlage nichts geändert hat. Wieder eine unabhängige Quelle als Beleg: Das Bulletin of Atomic Scientists veröffentlicht die „doomsdayclock“, die Atomuhr. Diese Atomuhr steht, was sie historisch nie stand, 90 Sekunden vor 12, bei der Kubakrise, viele von Ihnen und Euch werden sich an diese erinnern, ich als Kind in einer gespenstischen Atmosphäre zu Hause, stand diese Uhr auf 7 Minuten vor zwölf.

Die Begründung für diese 90 Sekunden vor 12 und das steht im Bulletin of Atomic Scientists, wird herausgegeben von 15 wissenschaftlichen Nobelpreisträgern und anderen hoch angesehene Wissenschaftlern, ist also nicht ein Dokument, das man so einfach in die Ecke von irgendeinem Friedenspapier stellen kann. Die Wissenschaftler nennen in ihrer Begründung, die Menschheit steht vor der Gefahr eines doppelten Selbstmords.  Und sie nennen dies in ihrer Begründung den sogenannten schnellen Selbstmord durch Atomwaffen und den langsamen Selbstmord durch die Klimaveränderung. Darauf sollten diese 90 Sekunden die Weltöffentlichkeit aufmerksam machen und das tun sie meiner Meinung nach völlig zu Recht, wenn ich reflektiere, dass wir mitten in einer Modernisierung aller Atomwaffen aller Atomwaffenstaaten stehen.  Alle Atomwaffenstaaten modernisieren, wenn sie sie haben, ihre drei Arten der Atomwaffen, land-, luft- und wassergestützt-,  und wir haben nach wie vor das Nuclear sharing, das heißt die Stationierung von fremden Atomwaffen auf dem Boden anderer Länder. Es sind im Wesentlichen US-Atomwaffen in Europa: Deutschland, Niederlande und Italien, Türkei ist ein Sonderfall. Historisch neu haben jetzt auch das „nuclear sharing“ zwischen Russland und Belo-Russland mit der Stationierung der Atomwaffen in Belorussland. Diese Atomwaffen sind Kurzstreckenwaffen, die eine schnelle Einsatzfähigkeit garantieren sollen, also eigentlich besonders gefährlich sind.

 Und diese Erinnerung möchte ich auch nur sagen, der alte Satz, viele werden sich an Petra Kelly und Gert Bastian erinnern, die in ihren Büchern gesagt haben, Raketen sind Magneten, die, die sie dort stationiert haben, sind auch die ersten, die den Gegenschlag abbekommen.

Die Gefahr ist also eigentlich eine doppelte Gefahr. Die Atomkriegsgefrage sortiert sich aus ganz unterschiedlichen Punkten, also der Existenz der Waffen, aus der Strategie inklusive des Erstschlages, und aus Versehen. Das Risiko eines Atomkrieges aus Versehen geht vor allen Dingen aus Frühwarnsystemen und der Abhängigkeit von elektronischen Frühwarnsystemen hervor, die schnell zu Fehlalarmen und Fehleinschätzungen führen können, das haben wir in den 80er Jahren unter anderem durch Herrn Petrow erfahren können, dass es auch abgewendet werden kann, aber in der Situation von Cyber-Entwicklungen und automatischen Entscheidungen, vom Delegieren von Menschen der Entscheidungen an technische Systemen, hat diese Gefahr eines Atomkriegs aus Versehen eine neue Dimension von Gefährlichkeit. Das wird verstärkt dadurch, dass die Vorwarnzeiten aller Atomwaffen immer kürzer werden und damit die Reaktionsmöglichkeit auf einen Fehler immer geringer. Der technische Fehler oder menschliche Fehler ist niemals auszuschließen, wir alle wissen das von unseren Computern. Die Eskalationsdynamik, die gerade in den Konfrontationssituationen, die wir zurzeit haben, liegt, ist ein weiteres Potenzial, das die Atomkriegsgefahr erhöht. Der Ukrainekrieg mit unverantwortlichen Äußerungen, aber auch die Aufrüstung im Südchinesischen Meer oder der Konflikt in Taiwan erhöhen dramatisch die Atomkriegsgefahr.  Dazu kommt, dass fast alle Rüstungskontrollvereinbarungen weggefallen sind, gekündigt, aufgekündigt worden sind, zugunsten einer hemmungslosen Aufrüstung.  Und das „zurück zur Rüstungskontrolle“ ist eine besondere Herausforderung. Provokationen der einen oder anderen Seite erhöhen die Gefahr genauso wie terroristische Angriffsmöglichkeiten. Bisher ist es noch nie gelungen, aber es ist auch nicht ausgeschlossen. Verstärkt wird diese Gefahr durch den Wegfall bestehender Kommunikationswege zwischen den Opponenten. Zwischen der Sowjetunion und den USA hat es das rote Telefon gegeben.  Es hat den Nato-Russlandrat gegeben. Heute sind die Kommunikationswege mit Ausnahme bestimmter Kommunikationen zwischen Nato und Russland auf militärischer Spitzenebene vollständig weggefallen. Bei China und den USA gibt es überhaupt keinen Kommunikationsweg. Das heißt, die Gefahr einer Dynamik bei einer Fehleinschätzung ist gigantisch gestiegen, wenn man nicht schnell mit dem anderen reden kann. Die friedliche Lösung der Kubakrise war auch möglich, weil es black channels, Kommunikationswege gab. Wir wissen ja heute durch diejenigen, die mitgeholfen haben eine totale Eskalation und das nicht-Verständnis der einen Seite über die Reaktion der anderen Seite zu vermeiden.  Eine weitere Gefahr der Atomwaffen und potenziert durch die immer wieder aufflammende Diskussion ist von Waffen gesetzt, weil die natürlich die Frage des Erstschlages und der Zweitschlagsfähigkeit der anderen Seite auf eine neue Dimension erheben.  Ebenso die Gefahren, die in der Entwicklung und Anwendung und Produktion von Mininukes liegen, also in die Tasche zu steckende Atomwaffen, die faktisch Gefechtsfeldwaffen sind. Wie reagiert die andere Seite darauf, was hat das für Konsequenzen? Von daher ist das, was ich gerade geschrieben, habe aus meiner Sicht noch kein Katastrophenszenario, sondern soll nur verdeutlichen dass wir eine andere Entwicklung brauchen. Die ich einmal zusammenfasse: Wir brauchen Friedenslogik als Stelle von Kriegslogik und wir brauchen eine Politik, die diesen Herausforderungen gerecht wird.

Dann können wir gerade in unserem Land auch auf  eine Tradition zurückgreifen, das sind die Politik der gemeinsamen Sicherheit. Sie wird ja immer so formuliert, dass Egon Bahr und Willy Brandt sie maßgeblich entwickelt haben, haben sie sicher auch, aber den Grundstein für dieser Politik hat John F. Kennedy gelegt in seinem berühmten Rede vom Juli 1963 in der Washington Universität, indem er ausgeführt hat, dass angesichts der atomaren Entwicklung der Welt man, wie auch immer man dazu kommen kann, zur Kooperationsvereinbarung mit der anderen Seite kommen sollte und diese Politik und diese Öffnung zu der anderen Seite hat Willy Brandt und Egon Bahr und der deutschen Politik später den gesellschaftlichen, politischen Spielraum gegeben für eine eigenständige Ost- und Entspannungspolitik auf der Basis der gemeinsamen Sicherheit und hat ermöglicht und in diesem Report sind diese Gedanken zusammengefasst, zu dem Olaf Palmereport von 1982.  Dieser Report, der festhält und diese Gedanken sollten wir uns heute wieder auf der Zunge vergehen lassen und ich zitiere: alle Staaten haben ein Recht auf Sicherheit und diese Sicherheit ist nur miteinander und nicht gegeneinander möglich. Kernwaffen haben nicht nur den Umfang der Kriegsanstrengungen, sondern auch das Wesen des Kriege selbst verändert. Im Atomzeitalter kann der Krieg nicht länger ein Mittel der Politik, sondern nur noch einen Ansatz zu Zerstörung von nie gekannten Ausmaßen sein. Ein Konzept der gemeinsamen Sicherheit muss an die Stelle der bisherigen Abschreckung durch Hochrüstung treten. Der Frieden in der Welt muss sich auf das Engagement für das gemeinsame Überleben statt auf die Drohung gegenseitiger Auslöschung gründen.  Frieden und Sicherheit ist nur miteinander und nicht gegeneinander möglich und alle Staaten haben legitimierte Sicherheits-Interessen, die gegenseitig zu berücksichtigen sind.

[Applaus]

Dieser Bericht hat 1982 und jetzt sage ich wahrscheinlich kaum was Neues hat also als er veröffentlicht wurde und als er auf der Generalversammlung vorgestellt wurde, kaum eine öffentliche Resonanz gehabt, wie häufig, wenn bestimmte Berichte ihrer Zeit voraus sind.

Dieser Bericht ist aber wenige Jahre später eine tragende Säule internationaler Politik geworden und dies ist verbunden mit einem Namen, der in diesem Kreis allen bekannt ist, Michail Gorbatschow. Michail Gorbatschow hat Grundgedanken dieses Berichtes zur Staatspolitik gemacht. Und in Verhandlungen mit dem Westen, mit den USA, wesentliche Ergebnisse dieses Berichtes realisieren können. Das herausragenste Ergebnis, das kennen alle, die mit mir 1980-82 auf die Straße gegangen sind, ist die Beseitigung der Mittelstreckenraketen gewesen, also eine echte Abrüstung und Vernichtung einer Kategorie und zwei Kategorien von Atomwaffen. Dieses sage ich deswegen so ausführlich, weil ich damit Mut machen möchte, wenn das nicht sofort klappt, kann das durchaus Anstoß geben zu weiteren Überlegungen. Um das nochmal zu untermauern, möchte ich beginnen mit einem Zitat und einem Kollegen der zweimal den Nobelpreis bekommen hat. Das sind ganz wenige, Marie Curie und Linus Pauling. Er hat 1983 auf dem Marktplatz bei der großen Wissenschaftler Friedenskonferenz gesagt: Es glaube keiner und keine, dass nicht auch der kleinste persönliche Einsatz wichtig und nicht umsonst ist, sondern er ist wichtig und richtig für den Weltfrieden und dann das eingeschlossen:  „das weiche Wasser bricht den Stein“. Das ist die Aussage, dass es auf jeden Einzelnen und das Engagement von jedem einzelnen Ankommt und deswegen sind Flaggentage, sind Erinnerungen an den sechsten August, sind all diese Aktivitäten so wichtig und so notwendig und wenn Sie von so vielen Kollegen und vielleicht sogar Regierungen in Zukunft gemacht werden, umso wichtiger.

 Vor Ort bis weltweit, das ist die Herausforderung. Gerade Albert Einstein und Linus Pauling sind lebenslang Vorbilder dafür gewesen, beiden war da keine Veranstaltung zu klein, um nicht zu ihr hinzugehen und dort zu diskutieren, weil sie die Aufklärung und das Engagement so besonders wichtig und in den Mittelpunkt gestellt haben und das ist glaube ich gerade angesichts des völkerrechtswidrigen Kriegs Russland gegen die Ukraine und auch seiner Vorgeschichte so wichtig und ich möchte noch mal ganz deutlich unterstreichen. Nichts ist wichtiger, als alles zu tun, dass wir Waffenstillstand und Verhandlungen bekommen, so schnell wie irgendwie möglich und dass wir alles tun müssen dem globalen Süden in seinem Friedens-Engagement, das historisch in der Dimension einmalig ist,  zu unterstützen, um zu Waffenstillstand und Verhandlungen zu kommen.

Ich sage das bewusst nochmal, wir werden es nicht verfolgt haben, weil heute irgendwie ja heute der Tag ist, wo man an Jahrestage denkt. Ich weise noch mal drauf hin, dass wir vor wenigen Wochen den 180. Geburtstag von Bertha von Suttner hatten. Sie schrieb das Buch, „die Waffen nieder“ und ich kann jedem empfehlen, dieses Buch noch mal zu lesen, in dem die ganze Grausamkeit des Krieges geschrieben worden ist. Sie werden sich erinnern, verheiratet mit einem österreichischen Offizier, zog  sie sich Männer Kleider an, um auf das Schlachtfeld zu fahren, kam nach der Schlacht an und sah das Grauen der Schlacht. In der damaligen Zeit mit den mangelnden medizinischen Versorgungsmöglichkeiten starben viele Soldaten nach der Schlacht und dieses Bild, diese Bilder gesehen zu haben, haben sie zu ihrem weltweiten und lebenslangen Friedens-Engagement ermutigt und ich glaube in dieser Tradition stehen wir zumindest ein bisschen.  Was heute notwendig ist, ist meiner Sicht nach eine weltweite Koalition der Friedenswilligen,  von Regierungen bis Friedens-Bewegung.  Die Rolle des globalen Südens kann damit gar nicht genug eingeschätzt werden, wenn Michael Gorbatschows gemeinsame Sicherheit heute vielleicht wiederbelebt wird mit einer Politik des globalen Südens, müssen wir versuchen zu einer neuen multipolaren Sicherheit und Friedensarchitektur zu kommen, so schwierig das zurzeit auch aussieht. Aber Schwierigkeiten sind dafür da, dass sie überwunden werden. Wir werden [Applaus] keine heile Welt erreichen, aber wir werden möglicherweise eine ein bisschen friedlichere Welt erreichen, in der wir uns wieder stärker auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit konzentrieren können oder kann sich irgendjemand in diesem Raum vorstellen, wie wir die Desaster in einer Situation der weltweiten  Konfrontation der Regierungen der Großmächte lösen werde. Das ist undenkbar. Kooperation ist die Grundvoraussetzung zur Lösung des Wasserproblems, des Biodiversitäts-Problem, des Hungerproblems und des Klima-Problems. [Applaus]

Dazu brauchen wir viele Sympathie von Politik und Städten und Regierungen und Kommunen. Die Mayors for Peace sind sicher ein exzellentes Beispiel für die Entwicklung einer weltweiten Bewegung gegen die Atomwaffen und Sie haben ja jetzt auch ihr Welttreffen wieder in Hiroshima, wo sie erfreuliche neue Zahlen der neuen Mitglieder bei sich begrüßen können und das Tolle ist, dass zunehmend auch Mitglieder aus dem globalen Süden bei ihnen Mitglied werden. Da bietet sich das an, was ich vorhin versucht habe anzudeuten, in der neuen Koalition der Friedenswilligen, mit großer Betonung auch auf die Länder des globalen Südens. Das einzusehen brauchen wir eine starke Friedensbewegung und ich sage ganz offen und deutlich, mit dem, was wir zurzeit haben, können wir nicht zufrieden sein. Wir müssen sehen, dass wir unsere Friedensbewegung mit verschiedensten Aktivitäten weiterentwickeln, national und international. Eine Friedensbewegung als nationale Bewegung war historisch schon undenkbar, ist heute eigentlich sowas von überholt, dass man gar nicht mehr darüber reden muss. Entweder wir schaffen das, als weltweite Friedensbewegung mit den Friedensbewegungen in anderen Ländern gemeinsam zu agieren oder wir scheitern und dieses scheint mir deswegen so notwendig zu sein, weil die Atomkriegsgefahr so groß ist. Das heißt das jetzt konkret, das heißt für mich, die Bundesregierung muss zumindest als Beobachter an der nächsten Staatenkonferenz teilnehmen, besser noch sie würde richtig teilnehmen, aber wir wollen sie ja vielleicht nicht überfordern, aber als Beobachter teilzunehmen oder Teil der Diskussion zu sein, ist das Mindeste und als Friedensbewegung sage ich auch ganz deutlich: Wir  müssen unsere Aktivitäten intensivieren, um das nuclear sharing, die Anschaffung neuer Atomwaffen in diesem Land und die Anschaffung der F35 zu verhindern. Wir können einfach das nicht bezahlen, wenn wir ein Minimum der Leistungen aufrecht erhalten wollen und das gilt auch international:  2 Billionen Rüstungsausgaben, das ist eine zwei mit ganz ganz vielen Nullen, sind doch überhaupt nicht mehr auch nur ansatzweise zu rechtfertigen oder in Erinnerung zu  rufen, wenn wir sehen, dass alleine in den letzten Wochen und Monaten die Zahl der Hungernden um 200 Millionen gestiegen ist angesichts der Folgen des Ukrainekriegs. Wenn wir sehen, dass der UN Klimafonds, der auf 100 Milliarden angelegt ist, nur 37 Milliarden jetzt umfasst, wo soll denn das Geld herkommen für die Lösung der globalen Herausforderungen, wenn nicht durch Abrüstung und daher muss die Abrüstung wieder auf die Agenda und wenn ich das sage, möchte ich noch einen Gedanken über die große Politik anbringen. Bei allem, was es an Differenzen gibt, Rüstungskontroll-verhandlungen müssen wieder beginnen und bei dem Argument, wir können nicht verhandeln, solange die Russen in der Ukraine stehen, erinnere ich an Willy Brandt und an 1968. Die sowjetischen Panzer rollten im August 68 im Prag ein und in die Tschechoslowakei. Willy Brandt sprach zwei Tage später im Bundestag und sagte: jetzt müssen wir unsere Kontakte zu diesen Ländern, zur Sowjetunion intensivieren. Wir müssen mit mehr Gesprächen, mehr Kontakten zur Lösung der Verträge und zur Lösung der Ostprobleme unseres Landes beitragen. Kann sich irgendjemand vorstellen, dass das die erforderliche Antwort unsere Arbeitsministerin wäre? Das kann ich mir nicht vorstellen. Deswegen sage ich, zurück zu Rüstungskontroll-verhandlungen ist meiner Meinung nach ein Muss, dass der letzte Startvertrag ausläuft, ist verheerend, dass wir eine neue technologische Rüstungsdimension haben, ohne dass die verhandelt wird, dass wir nicht darüber reden, wie wir in Europa zumindest die Atomwaffen reduzieren, das sind meiner Sicht nach Fragen, die die internationale Politik jetzt beantworten muss und über die man sich nicht wegdrücken kann und ich sage das und damit kommen wir zum Schlussgedanken und jetzt sage ich mit großen Worten in der Tradition von Bertha von Suttner und im Sinne von IPPNW Kollegen, da  sind ja einige hier, von Bernard Lown und von Tschasow, einem russischen und amerikanischen Arzt, die gemeinsam übrigens auch in einer Zeit der totalen Konfrontation, ich sage das in Erinnerung an Joseph Rotblat und Hans Peter Dürr, der Schlussgedanke des Manifestes lautet: „entweder die Menschheit schafft die Atomwaffen ab oder diese eines Tages die Menschheit“. Diesen Gedanken ist nur hinzu zufügen, wir wollen das Überleben des Planeten Erde, wir wollen diesen Planeten friedlicher und gerechter gestalten, deswegen müssen wir die Atomwaffen abschaffen!

 Herzlichen Dank [Applaus]

Über admin

Hausarzt, i.R., seit 1976 im der Umweltorganisation BUND, schon lange in der Umweltwerkstatt, seit 1983 in der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW (www.ippnw.de und ippnw.org), seit 1995 im Friedenszentrum, seit 2000 in der Dachorganisation Friedensbündnis Braunschweig, und ich bin seit etwa 15 Jahren in der Linkspartei// Family doctor, retired, since 1976 in the environmental organization BUND, for a long time in the environmental workshop, since 1983 in the medical peace organization IPPNW (www.ippnw.de and ippnw.org), since 1995 in the peace center, since 2000 in the umbrella organization Friedensbündnis Braunschweig, and I am since about 15 years in the Left Party//
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